Kasperl in Nöten / Ein Drama in zehn Akten
Kasperl ist arbeitslos geworden und kann sich sein Haus nicht mehr leisten. Er und Oma vermieten zwei Zimmer an einen jungen Türken.
Darsteller:
Kasperl
Pezi
Oma
Gretl
Polizist = Leopold Meier
Zauberer = Volkan Özer
Krokodil = Purzel
Räuber = Dr. Aribert Raum
Erster Akt
Kaspermusik. (tri-tra-trullala...) Der Vorhang öffnet sich.
Draußen, auf einer Landstraße.
Auftritt Kasper.
Kasper:
Ja, hallo ihr lieben Leute! Ja, seid ihr denn auch alle da?
Publikum:
Jaaaaa.
Kasper:
Ich muss euch unbedingt was erzählen. Mir ist heute sowas blödes passiert, kann ich euch sagen. Ach, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Interessiert euch das überhaupt?
Publikum:
Jaaaaa.
Kasper:
Ja, also, dann fang ich einfach mal an. Ihr wisst bestimmt, dass ich bei Siggi König in der Videothek arbeite, oder besser: gearbeitet habe. Denn das ist leider auch schon das Problem. Siggi hat mich entlassen - er musste, sagt er. Weil ich die Pornofilme falsch einsortiere - sagt er. Ist das nicht traurig, Leute? Wovon soll ich jetzt mich und die Oma ernähren? Ach, die arme, alte Oma. Ich weiß gar nicht, wie ich ihr das erklären soll. Alleine traue ich mich nicht nach Hause. Wenn doch wenigstens der Pezi hier wäre. Wisst ihr vielleicht, wo der Pezi steckt?
Publikum:
Neiiiiin.
Kasper:
Wenn ihr mir helfen würdet, den Pezi zu finden, das wäre wirklich nett von euch. Guckt doch mal herum, ob ihr ihn irgendwo sehen könnt. Vielleicht da hinten in der Ecke oder hier zwischen den Stühlen? Nein? Noch besser ist: Wir rufen ihn alle zusammen ganz laut, dann kommt er bestmmt. Wollt ihr das für mich tun?
Publikum:
Jaaaaa.
Kasper:
Das ist toll. Also, dann jetzt eins, zwei, drei: Peeeziii, Peeeziii, Peeeziii!!!
Auftritt Pezi
Pezi:
Jö, Kasperl! Was ist denn hier los? Uiiii, die vielen Leute, jö, warum rufen denn die so laut nach mir?
Kasper:
Ach, Pezi! Was für ein Glück, das du da bist! Ich hab solche Sorgen, Pezi. Du musst mir unbedingt helfen.
Pezi:
Jö, was ist denn passiert, Kasperl? Du bist ja ganz aufgeregt.
Kasper:
Stell dir vor, der Siggi, der hat mich entlassen.
Pezi:
Krawuzi Kapuzi! Uiiii, Entlassen? Uiiii, Der Siggi? Uiiii, Dich?
Kasper:
Ja, sag ich doch. Bist du blöd?
Pezi:
Uiiii, blöd? Ja, aber, aber warum denn nur? Du bist doch so ein netter Kerl...
jö, da wird die Oma aber schimpfen...
Kasper:
Pezi, halt die Klappe, oder die Zähne fliegen! Hör mir gut zu: Wir beide gehen jetzt zusammen zur Oma und erzählen ihr, was passiert ist. Das heißt: ich rede. Du sagst nur was, wenn du gefragt wirst, verstanden?
Pezi:
Gut, wenn du meinst.
Kasper und Pezi ab. Pezi jammert herum.(so ein Unglück, etc.)
Der Vorhang schließt sich
Zweiter Akt
Man hört laute Marschmusik Der Vorhang öffnet sich.
Oma's Haus. Oma sitzt im Lehnstuhl und dirigiert.
Auftritt Kasper und Pezi
Pezi: (ruft)
Oma, Oma, der Kasperl ist gefeuert! Und ihr müsst aus dem Haus ausziehen, weil er die Raten für den Kredit jetzt nicht mehr zahlen kann! Und du sollst dich nicht so anstellen, eine kleinere Wohnung tut's auch!
Oma:
Wat is? Ausziehen? Wat soll denn der Driss? Ich zieh hier janz bestimmt nit aus, un wenn ihr zwei Sackjesichter denkt, ihr krischt mich hier raus, dann habter euch jetäuscht! Kasper, komm ma sofort hier hin! Stimmt dat etwa?
Kasper:
Ja, Oma. Der Pezi hat Recht. Ich wollt's dir ja ein bisschen schonender beibringen....(er schubst Pezi grob )...aber es stimmt leider.
(spricht gedämpft zum Publikum:)
Der Pezi, der ist ein solcher Idiot. Wer so einen Freund hat, der braucht echt keinen Feind mehr. Aber psssst...
Oma:
Lass den Pezi in Ruhe, du Blötschkopp! Dat is ein juter Jung. (streicht Pezi über den Kopf) Und außerdem kann der nix dafür, dat du zu faul zu arbeiten bis.
Kasper: (zum Publikum)
Und dafür, dass er so doof ist , kann er auch nichts...
Oma: (schlägt Kasper mit dem Krückstock)
Jetzt reicht et aber langsam, mein lieber Herr Gesangverein. Meine Ohren sin zwar nit mehr dat, wat se mal waren, aber dich hör ich immer noch jut jenuch.
Pezi:
Jö, Oma, so schlag doch den Kasperl nicht gleich! Ist doch nicht seine Schuld.
Oma: (zum Publikum)
Vor allen Dingen nit. Dat wird der hundertprozentich selber Schuld sin, wie immer. Dem dürfter kein Wort jlauben, dat war schon als Kind ne Lüchpitter. Der hat meine Pralinchen jefressen, und wollt mir dann weismachen, dat wären de Ähliens jewesen.
Kasper:
Erzähl den Leuten doch nicht so peinliche Sachen, Oma. Lass uns lieber mal darüber nachdenken, was wir jetzt machen sollen.
Pezi: (hüpft herum)
Oma, Oma, Oma....ich hab eine tolle Idee! Uiii, uiii, uiii, ist das eine tolle Idee!
Kasper:
Klappe, Pezi!
Oma: (hebt den Krückstock)
Kasper:
Ja, mein lieber Pezi? Was hast du denn für eine Idee?
Pezi: (hüpft herum und klatscht in die Hände)
Kasperl, Kasperl, uiii, uiii, uiii, ist das toll! Oma, Oma, Oma, Oma !
Oma: (hebt wieder den Krückstock)
Pezi:
Oma, Oma, Oh....
(zum Publikum) Krawuzi Kapuzi, alter Schwede! Jö, meint die jetzt mich? Der Kasperl ist doch der, der immer eins auf die Mütze kriegt. Ich doch nicht.
Oma: (zeigt den Stock erneut)
Pezi:
Möglicherweise solltet ihr in Betracht ziehen, die beiden ungenutzten Räumlichkeiten in der oberen Etage zeitweise gegen Bezahlung in Pacht zu geben.
Oma:
Wat hatter jesacht?
Kasper:
Wir sollen Opa's Zimmer vermieten.
Oma: (schlägt Pezi mit dem Krückstock)
Der Vorhang schließt sich
Dritter Akt
Der Vorhang öffnet sich.
Oma's Haus. Oma hält einen Zettel in der Hand. Kasper und Pezi haben beide den Kopf verbunden.
Kasper:
Ach, Oma, ich bin so froh, dass du es dir doch noch anders überlegt hast. Das wird sicher recht lustig mit einem Untermieter. Hast du die Annonce schon fertig?
Oma.
Jau.
Kasper:
Dann lies doch mal vor.
Oma:
Na jut. Also, hört zu. Et jeht los:
Nette Omma mit zwei Enkeln, einer etwas haarich, sucht ehrlichen Untermieter mit Familiensinn. Keine Paselacken!
Pezi:
Jö, Oma, was sind denn Paselacken?
Oma:
Dat sind welche, die kommen mit nem Planwagen aus der Walachei, massakrieren Schafe in der Küche und alle ham Kopftücher an.
Pezi:
Wer, die Schafe?
Oma:
Mach mich jetzt nit wild, Pezi!
Kasper:
Also, ich weiß nicht, ob man das so schreiben sollte, Oma. Darf ich einen anderen Vorschlag machen? Wie wär's denn damit:
Freundliche alte Dame und zwei nette Mitbewohner, suchen ehrlichen Untermieter mit Familiensinn.
Oma.
Und?
Kasper:
Und was?
Oma:
De Paselacken! Wat is mit de Paselacken?
Kasper:
Das geht doch nicht, Oma. Sowas kann man zwar denken, aber doch nicht schreiben.
Pezi:
Ich weiß was, ich weiß was:
Oma, Kasperl und Pezi - alle nett- suchen ehrlich einen Untermieter. Keine Schafe.
Kasper:
Wie war's mit: Keine Fremden?
Pezi:
Uiii, einer, den wir schon kennen.
Kasper:
Quatsch. Ich mein eben, es soll keiner hier einziehen, der nicht so ist, wie wir. Keiner, der nicht von hier stammt.
Pezi:
Aber die Oma ist doch auch nicht von hier.
Oma:
Dat is wat anderes.
Pezi: (sieht sich seine behaarten Arme an)
Schau, schau, aber wie sind wir denn?
Kasper:
Ja, so wie wir eben sind. Sauber, ordentlich, fleissig, und immer korrekt. Das weiß doch jeder.
Pezi:
Jö, jetzt verstehe ich, Kasperl. Fremde sind dreckig, schlampig, faul, und machen alles falsch. Und darum wollen wir sie auch nicht haben.
Oma:
So ähnlich. Können wer jetzt endlich die Annonce aufjeben, oder wie lang soll dat noch dauern? Bis ihr zwei mal fertich seid, is Weihnachten. Meinetwejen schreibt, wat ihr wollt, Hauptsache et passiert wat.
Kasper:
Gut, Oma. Dann machen wir uns mal auf den Weg. Komm, Pezi, wir holen noch die Gretl von der Arbeit ab.
Pezi: (zum Publikum)
Uiii, uiiii, uiiii, Leute! Habt ihr die Gretl schon kennengelernt? Jö, das ist vielleicht eine Nummer. Oma sagt immer, die Gretl ist so blöd wie ein Roggenbrot, aber ich finde das nicht. Andererseits kenn ich jetzt auch kein Roggenbrot persönlich......
Kasper und Pezi ab.
Der Vorhang schließt sich
Vierter Akt
Man hört Musik: 'Pitbull feat. Dominic / Pump it up'. Der Vorhang öffnet sich.
Gretl steht vor dem Friseurladen, in dem sie arbeitet. Sie ist stark geschminkt und hat eine toupierte Langhaarfrisur.
Gretl:
Boa eye, ich steh mir hier echt die Beine in den Bauch. Das ist sowas von uncool. Drei Uhr hat der Kasper gesagt - und wie spät ist es? Fünf nach drei! Eye, was glaubt der, wer ich bin? Is der behindert?
Auftritt Volkan Özer (Arbeitskollege von Gretl)
Volkan:
Was ist los, Margarethe, ist dein Kasper noch nicht aufgetaucht?
Gretl:
Eye, mach dich vom Acker, Volkan! Ich kann das sowas von nicht ab, wenn mich einer Margarethe nennen tut. Hast du nix zu tun, da sitzen doch noch Kunden im Laden?
Volkan:
Nur die Frau Schickel mit den Strähnchen. Ich muss ja nicht die ganze Zeit daneben stehen. Hör mal, der Kasper sucht doch einen Untermieter, oder? Meinst du, dass er mich eventuell nehmen würde? Ich suche nämlich schon länger was neues, meine Wohnung ist viel zu groß und viel zu teuer. Weißt du, wie hoch die Miete ist?
Gretl:
Nö, keine Ahnung. Kann aber nicht viel sein. Sind ja nur zwei kleine Zimmerchen. Aber dir ist schon klar, dass da noch die hirnamputierte Omma wohnen tut, ne? Die ist sowas von uncool, boah, eye! Da fällt dir echt nix mehr ein.
Volkan:
Na ja, so schlimm wird es schon nicht sein. Ist doch nur eine alte Frau. In der Türkei wohnen viele mit den Eltern und den Großeltern zusammen, die sind nicht so isoliert wie hier.
Gretl:
Also, Kasper's Omma sollte auf alle Fälle isoliert werden. Am besten inne Gummizelle!
Auftritt Pezi
Pezi:
Hallo Gretl. Du, der Kasperl musste schnell zur Heimat-Zeitung, die Annonce aufgeben, weil die gleich Feierabend machen. Jö, siehst du aber heute wieder fesch aus, uiii, uiii, uiii!
Gretl:
Danke, Liebelein. Das ist übrigens der Volkan Özer, mein Arbeitskollege. Der sucht ein Zimmer, wieso nehmt ihr den nicht als Mieter? Wär doch echt krass. Den kenn ich schon hammerlange.
Pezi: (zum Publikum)
Jö schau, warum eigentlich nicht? Wenn die Gretl den kennt, ist er ja kein Fremder. Da braucht der Kasperl gar nicht weiter suchen. Jö, wird der sich freuen!
Pezi:
Das ist wirklich eine ganz, ganz dolle Idee. Möchtest du gerne bei uns wohnen, Volkan?
Volkan: (lacht)
Moment, moment! Musst du das nicht zuerst mit dem Kasper und eurer Oma besprechen? Ab wann könnte ich denn überhaupt einziehen?
Pezi:
Ab sofort, seit der Opa weg ist, hat da nie mehr einer gewohnt. Kannst die Gretl fragen.
Gretl:
Stimmt, eye. Seit der Alte den Abgang gemacht hat, steht die Bude leer.
Volkan:
Was meinst du denn, Gretl? Soll ich das machen? Ich würde schon wirklich gerne. Haben die nicht sogar einen Garten?
Gretl:
Musst du selber wissen. Gucks dir einfach an. Eye, da hinen kommt der Kasper angedackelt. Boah, der kann sich jetzt echt warm anziehen. Kein Typ lässt mich so lange warten, ohne auf die Mütze zu kriegen. Haut ihr ruhig ab, ich mach den Laden zu.
Petzi:
Komm, Volkan, nix wie weg hier! Gleich gibt's Ärger, uiii, uiii, uiii!
Petzi und Volkan ab
Der Vorhang schließt sich.
Fünfter Akt
Man hört wieder Marschmusik. Der Vorhang öffnet sich.
Oma und Kasper sitzen auf dem Sofa.
Oma:
Bisse sicher, dat der Pezi ne nette Mann ausjesucht hat? Wann kommt der denn endlich, wollt der nit schon längs da sein? Hat auch en Haustier, sagt der Pezi. Tiere hab ich ja eijentlich janz jern. Wehe, dat is son Hännesjen, dat die Miete nit bezahlen kann...
Kasper:
Ach, ich glaube..
Oma: (unterbricht Kasper)
Halt du dich bloß geschlossen, du Mömmesfresser! Auf deine Annonce hat sich ja keiner jemeldet, da wirste wieder nen schönen Driss zusammengeschrieben haben. Hättmer jetz nit den Typ vom Pezi, ständen wer janz schön blöd da.
Kasper. (zum Publikum)
Au weia, Leute. Was mach ich denn jetzt bloß? Wenn die Oma merkt, dass das ein Türke ist, ist die Hölle los. Wenn die Gretl nicht so sauer auf mich gewesen wär, hätt ich ihr doch nie versprochen, den Volkan bei uns einziehen zu lassen.
Es klingelt an der Türe.
Oma:
Na los, mach auf, oder bisse jelähmt?
Kasper öffnet. Auftritt Volkan und Krokodil.
Volkan:
Guten Abend zusammen. Ich freue mich, Sie kennenzulernen. Das ist mein Purzel, der tut nichts.
Purzel hächelt laut und hüpft auf die Oma zu.
Oma: (schreit)
Hilfe, der frisst mich! Wat is dat denn für ein Viech?
Purzel schmiegt sich an Oma und macht lustige Geräusche.
Volkan:
Bei Fuß, Purzel. Böser Purzel!
Oma: (streichelt Purzels Kopf)
Ach, is schon jut. Scheint en janz nettes Tierchen zu sein.
Purzel hächelt und nickt mehrmals heftig. Dann hüpft er zu Kasper, der aber sofort zurückweicht.
Oma:
Na, dann kommen se doch ersma richtich rein, Herr Purzel. Der Angstschisser hier is mein Enkel, aber den kennen se ja schon, oder nit?
Volkan:
Doch, den Kasper kenne ich schon länger. Ich heiße übrigens nicht Purzel, sondern ....
Kasper: (unterbricht Volkan)
Ötzi heißt er, Volker Ötzi.
Oma: (spielt mit Purzel)
Ach, dat is ja lustisch. Wie der aus dem Eis?
Volkan: (zum Publikum)
Ötzi? Eis? Ich kenne nur Urmel aus dem Eis.
Kasper:
Ja, genau, Oma. Kann der nette Herr Ötzi die beiden Zimmer denn jetzt haben?
Oma:
Sicher dat. Wenn se wollen, können se mit dem Purzelchen jerne bei uns einziehen. Man is ja kein Unmensch.
Volkan:
Danke, Kasper's Oma. Das ist wirklich nett von Ihnen.
Oma:
Nenn mich Omma, Jung. Dat machen alle.
Volkan:
Danke, Omma.
Kasper und Volkan ab. Purzel bleibt bei der Oma.
Der Vorhang schließt sich
Sechster Akt
Man hört Musik (Walkürenritt von Richard Wagner). Der Vorhang öffnet sich.
Vor dem Haus des Nachbarn. Dr. Aribert Raum schießt mit einem Luftgewehr auf Vögel. Es knallt einigemale.
Auftritt Polizist Meier
Meier:
Dr. Raum, was machen sie denn da? So hören sie doch auf!
Dr Raum: (schießt noch einmal)
Gesocks! Alles Gesocks! Will meine Kirschen fressen - aber nicht mit mir! Wahrlich, nicht mit mir!
Meier:
Wenn sie noch einmal schießen, Dr. Raum.....
Dr. Raum:
Ja, ja, hab schon verstanden. Das brave Volk wird unerbittlich gegängelt, Jahr für Jahr müht es sich ab, um seinen Acker zu bestellen, und wofür? Damit irgendwelche sorglosen Bananenpflücker kommen und sich hier ein leichtes Leben machen. Aber jetzt zu ihnen, Meier. Stehen sie locker. Ich habe sie kommen lassen, damit sie diese Schädlinge von gegenüber unter die Lupe nehmen. Irgendetwas stimmt bei denen nicht.
Meier:
Was soll denn da nicht stimmen? Da wohnt seit ewigen Zeiten die Oma mit ihren zwei Enkeln. Die sind doch völlig harmlos.
Dr. Raum: (hebt theatralisch einen Arm)
Nein, nein, nein, nein, mein guter Meier. So war es, aber so ist es nicht mehr. Gefahr ist im Verzuge.Wenn wir nicht schnell und gründlich handeln, ist es zu spät. Der Feind ist da, aber ich, Dr. Aribert Raum, werde dafür sorgen, dass diesem Wolf im Schafspelz das Lachen vergeht.
Meier:
Jetzt übertreiben sie mal nicht. Was ist denn überhaupt passiert?
Dr. Raum:
Was passiert ist? Das will ich ihnen sagen. Heute morgen, pünktlich 7 Uhr 30 wie jeden Morgen, trete ich vor das Haus, um die Flagge zu hissen. Und als ich so dabei bin, da sehe ich doch plötzlich, dass dieser Wicht, der neuerdings dort wohnt, ebenfalls vor dem Haus steht und salutiert. Und dabei grinst er mir unverschämt ins Gesicht.
Meier: (versucht, ein Lachen zu unterdrücken)
Dr. Raum:
Reißen sie sich zusammen, Meier. Wo ist ihr Stolz geblieben? Ich habe einflussreiche Freunde im Stadtrat, die werden das nicht komisch finden. Eine Schande ist das.Wenn der einer von uns ist, dann heiße ich Izhaak. Lassen sie sich seinen Ausweis zeigen, dann werden sie sehen, dass ich, wie immer, recht habe.
Meier:
Und mit wecher Begründung sollte ich das tun, Dr. Raum? Ich kann mir nicht ohne Grund von jedem den Ausweis zeigen lassen - salutieren und grinsen ist nicht verboten. Mit dem Luftgewehr im Vorgarten herumballern schon.
Dr. Raum:
Das wird ihnen noch leid tun, Soldat. Wenn sie mir nicht helfen wollen, muss ich mir eben selber zu meinem Recht verhelfen. Mein felsenfester Glaube an die Wahrheit wird mich führen. Von ihnen hätte ich etwas mehr Voraussicht erwartet, mein guter Mann. Vielleicht wissen sie es nicht, aber ich habe auch heute noch ausgezeichnete Verbindungen zu den richtigen Leuten in den richtigen Positionen. Denken sie darüber nach.
Meier:
Auf Wiedersehen, Dr. Raum.
Polizist Meier ab
Dr. Raum: (zum Publikum)
Was starrt ihr mich an? Habe ich nicht das Recht, den falschen Autoritäten dieses Staates meinen Respekt und meine Achtung zu versagen? Ist es nicht meine deutsche Pflicht, unser Land von Unrat und Schmutz zu befreien? Was?
Publikum:
Neiiiin
Dr. Raum:
Was seid ihr für vaterlandslose Gesellen! Ausmerzen sollte man euch, genau wie diese landfremden Elemente, die unsere Macht untergraben wollen.
Dr. Raum: ( zielt mit dem Luftgewehr auf das Publikum und schießt ein paarmal.)
Gesocks! Alles Gesocks!
(Knallkörper explodieren hinter dem Publikum)
Der Vorhang schließt sich.
Siebter Akt
Man hört türkische Marschmusik. (Der türkische Marsch?) Der Vorhang öffnet sich.
Oma's Haus. Oma und Volkan sitzen am Tisch und spielen Karten. Purzel liegt schnarchend auf dem Sofa.
Auftritt Polizist Meier
Oma:
Och, guck mal, Ötzi, mir ham Besuch. Die Gendarmerie is da! Wie jeht et dir denn, Poldi? Hasse dat Böse im Jriff?
Meier:
Nabend, zusammen. Entschuldigung, dass ich einfach so reinplatze, aber die Tür stand offen.
Oma:
Ja, ja, schon jut. Du bis uns immer willkommen. Dat is übrijens mein neuer Mieter, der Herr Ötzi. Is irjendwat passiert oder willste mich nur besuchen?
Meier:
Tja, also, eigentlich bin ich dienstlich hier..., und eigentlich geht es um deinen neuen Mieter.
Volkan:
Siehst du, Omma. Hab ich doch gleich gesagt. Der Fascho von gegenüber hat sich über mich beschwert, stimmt's?
Meier:
Stimmt. Äh, ich meine, der Herr Dr. Raum hat sich über sie beschwert.
Oma: (zum Publikum)
Jetz jeht dat schon wieder los. Als ich den Pezi aufjenommen hab, da hat der Bekloppte dat arme Kind monatelang nit in Ruh jelassen. Anonyme Briefe hatter jeschrieben, wo drinstand, dat der Pezi en Bär wär, un jarkein Mensch. Also, ehrlich! Als ob ich dat nit selber wüsst. Ich bin ja nit blind. Ich hab dann zurückjeschrieben, der Pezi wär aber en Braunbär, un da hatter dann Ruhe jejeben.
Oma:
Der soll sich mal nit ins Hemd machen. Ich red mit ihm.
Volkan:
Mit solchen Leuten kann man nicht reden, Omma.
Oma: (zeigt den Krückstock)
Ich hab ja auch nit jemeint, dat ich 'nur' rede. Sonst nochwat, Poldi? Wir wolln nämlich weiterspielen. Ich jewinne jrade.
Meier:
Nein, eigentlich nicht. (er pfeift die Melodie von 'Der dritte Mann') Schönes Wetter heute, nicht wahr? Woher kommen sie eigentlich, Herr Ötzi? Ich meine, nur so aus Interesse. Wo sind sie geboren?
Volkan:
In Wien.
Meier:
Ach, tatsächlich? (pfeift weiter) Und ihre Eltern, kommen die auch aus Wien?
Oma:
Erstens jeht dich dat nen feuchten Driss an, un zweitens solltest du dich wat schämen, für den Blötschkopp den Spitzel zu machen. Dat erzähl ich deiner Mutter, die wird dir ne Tracht Prüjel verpassen, die sich jewaschen hat. Und jetz mach, dat du nach Hause komms, aber zack zack!
Polizist Meier ab
Der Vorhang schließt sich.
Achter Akt
Man hört Musik: "David Guetta feat. Akon / Sexy Bitch". Der Vorhang öffnet sich.
Kasper und Gretl stehen vor dem Friseurladen.
Gretl:
Boah eye, was habt'n ihr eurer Omma für einen Scheiß erzählt, Alter? Ich könnt mich echt beömmeln vor lachen. So verkalkt ist die Olle jetzt auch noch nich, dass die sowas glauben tut.
Kasper:
Ja, ja, ja! Hinterher ist man immer schlauer.
Gretl:
Und der Volkan, der macht da auch noch mit. Wo der doch sonst immer so hammeranständig ist! Ihr seid vielleicht drei Hirnis, ich glaub's echt nich, eye.
Kasper:
Was für ein Glück, dass du so intelligent bist, Gretl.
Gretl: (zum Publikum)
Boah! Soll ich ihm jetzt direkt eine donnern - oder erst später, wenn's keiner sieht?
Publikum:
?
Gretl:
Eye, pass mal auf, Alter, was du sagst. Noch so'n Gag und ich mach dich Krankenhaus! Du arbeitsloses Gesocks, du!
Kasper: (gelangweilt)
Ah, ja.
Kasper: (zum Publikum)
Kann mir einer von euch sagen, warum ich damals nicht die Prinzessin zum Eis essen eingeladen hab, sondern die Gretl?
Publikum:
Nein.
Kasper:
Dann geht es euch wie mir.
Auftritt Dr. Aribert Raum. Er trägt ein Geschenk-Päckchen mit Schleife.
Dr. Raum:
Grüß Gott, Fräulein Gretl. Wie hübsch sie heuter wieder aussehen, nur einem Einfaltspinsel würde das nicht auffallen. Haben sie vielleicht einen Moment Zeit für mich?
Gretl: (schiebt den Kasper zur Seite)
Ja, klar, Herr Doktor. So lange sie wollen. Der Typ hier wollte sowieso grade den Abgang machen.
Dr. Raum:
Das hört man gern. Ich habe nämlich etwas wichtiges unter vier Augen mit ihnen zu besprechen. Außerdem habe ich ein Geschenk für sie.
Gretl:
Sie sind so nett, boah eye!
Kasper:
Aber ich wollte noch gar nicht gehen.
Dr. Raum:
Sind sie nicht der Kaspar aus dem Morgenland, junger Freund? Oder etwa der Melchior?
Kasper:
Kasper, mit E.
Gretl:
Mit E, ohne E, bla, bla... mach dich jetzt vom Acker, Kasper. Siehst du nicht, dass ich beschäftigt bin, eye?
Kasper:
Ich bin ja schon weg.
(zum Publikum):
Wenn das mal gutgeht...
Kasper ab.
Der Vorhang schließt sich.
Neunter Akt
Der Vorhang öffnet sich.
Oma und Volkan im Garten. Purzel spielt.
Volkan:
Hör mal, Omma, es gibt da etwas, dass ich dir erzählen muss. Ich wollte es dir schon lange sagen, aber wenn man erstmal mit der Lügerei angefangen hat, ist es schwer, wieder die Kurve zur Wahrheit zu kriegen.
Oma:
Schnell, mein Taschentuch, mir kommen jleich die Tränen.
Purzel: (jault im Schlaf)
Oma:
Unjefähr so.
Volkan:
Es tut mir leid, aber ich heiße gar nicht Volker Ötzi.......
Auftritt Pezi: (will sofort wieder gehen, als er merkt, worüber gesprochen wird)
Uiii, uiii, uiii...........Krawuzi Kapuzi! Und Tschüß!
Oma:
Hierjeblieben, oder et scheppert!
Pezi:
Ich bin unschuldig, ich bin unschuldig! Jö, der Kasperl hat mich gezwungen. Er hat gesagt, er haut mir auf die Nase, wenn ich nicht mitmache. Du musst mir glauben, Omalein! Uiii, uiii, uiiiiii!
Volkan:
Ja, das stimmt. Pezi kann überhaupt nichts dafür. Er wollte dir von Anfang an....
Oma: (unterbricht Volkan)
Klappe halten, hinsetzen un die Lauscher spitzen! Ich sach dat jetz nur einmal.
Oma:
Ihr solltet euch wat schämen, ne hilflose alte Frau anzulüjen.
Purzel: (schnüffelt aufgeregt grunzend unter dem Tisch herum)
Oma:
Wat sucht dat blöde Viech denn jetz da unten?
Volkan:
Der sucht die hilflose, alte Frau, glaube ich.
Oma: (schlägt Purzel einmal leicht mit dem Stock auf den Kopf, worauf dieser kurz quiekt und dann stillsitzt)
Oma:
Wo war ich? Also, ihr solltet euch wat schämen, ne hilflose alte Frau anzulüjen, un dann noch so stümperhaft. Meint ihr, ich wär dämlich?
Pezi, Purzel und Volkan schütteln heftig den Kopf.
Oma:
Ach nä? Un warum erzählt ihr mir dann sonen Quatsch?
Pezi, Purzel und Volkan zucken heftig mit den Achseln.
Oma:
Soll ich jetz raten, wie du wirklich heißt, du Rumpelstilzchen? Muss ich nit, weiß ich nämlich schon. Die Gretl hat et mir jesacht, zwar nit janz freiwillich, aber immerhin.
Volkan:
Und du hast mich trotzdem hier wohnen lassen, Omma? Wir dachten, du hast was gegen Ausländer.
Oma:
Hab ich nie behauptet.
Pezi:
Jö, Oma, aber was ist denn mit den Paselacken?
Oma:
Paselacken sin doch keine Ausländer, du Döskopp! Jedenfalls nit immer. Paselacken sin Drecksknüssel, die die janze Bude demolieren un alles verhuddeln lassen.
Pezi: (zum Publikum)
Schau, schau, aber war da nicht noch irgendwas mit Schafen und Kopftüchern? Habt ihr das nicht auch ein wenig anders in Erinnerung, liebe Leute?
Publikum:
Jaaaa.
Oma:
Is ja jut, is ja jut! Wat ich jesacht hab, dat is nit wahr. Der Volkan is en janz netter Jung un ich bin froh, dat der bei uns wohnt. Auch wenn mer schon so alt is wie ich, weiß mer trotzdem noch lang nit alles. Et tut mir leid.
Volkan:
Mir tut es auch leid, dass wir dich angelogen haben.
Pezi:
Jö, und mir erst, Oma. Meine liebe, gute Oma.
Alle umarmen sich.
Auftritt Dr. Aribert Raum mit dem Luftgewehr. Er schießt in die Luft, worauf alle erschrocken zurückweichen.
Dr. Raum:
Ich habe euch durchschaut, ihr Heuchler! Die Kräfte des Untermenschentums haben das Terrain erobert. Die Vorsehung hat mir schwere Prüfungen auferlegt, aber ich weiß, was ich zu tun habe!
Dr. Raum zielt auf Volkan und schießt. Pezi springt dazwischen, wird getroffen, fällt um und bleibt liegen.
Oma:
Mein Pezi!
Der Vorhang schließt sich.
Zehnter und letzter Akt
Man hört Musik (Trauermarsch von Chopin) Der Vorhang öffnet sich.
Kasper und Oma stehen auf dem Friedhof vor einem Grab.
Kasper:
Traurig, traurig...
Oma:
Traurich, dat der nit früher en Herzkasper jekricht hat.
Kasper: (kichert)
Lass meinen Namen aus dem Spiel, Oma. Damit hatte ich nix zu tun.
Beide lachen gedämpft, aber dreckig.
Auftritt Volkan und Pezi. Pezi hat die Schulter verbunden. Volkan stützt ihn.
Pezi:
Jö, woran ist der Dr. Raum denn nun gestorben?
Oma:
Dat war Herzversagen aus Bejeisterung über den 'Endsiech'. Zum Jlück hatter nit richtich jetroffen. Selbs zum Schießen warer zu blöd.
Volkan:
Das war vielleicht ein Bild, Mann. Erst drückt er ab, und dann kippt er einfach vornüber und ist tot.
Oma:
Voll mit der Visage in dat Jedrissen issser jeklatscht.
Alle lachen dreckig.
Pezi:
Können wir nach Hause gehen, Oma? Ich möcht nach Hause.
Volkan:
Ja, lasst uns gehen. Was sollen wir hier noch? Pezi muss sich ein bisschen ausruhen, damit er wieder ganz gesund wird.
Kasper:
Das ist eine gute Idee. Möchtest du den Leuten vielleicht noch etwas sagen, Pezi?
Pezi: (zum Publikum)
Liebe Kinder, liebe Leute.
Unser Spiel ist aus für heute.
Jetzt müssen wir nach Hause gehn,
und Pezi sagt "Auf Wiedersehn".
Musik erklingt (Time to say Good bye/ Bocelli)
Alle verbeugen sich. Der Vorhang schließt sich.
Ende
Kasperl ist arbeitslos geworden und kann sich sein Haus nicht mehr leisten. Er und Oma vermieten zwei Zimmer an einen jungen Türken.
Darsteller:
Kasperl
Pezi
Oma
Gretl
Polizist = Leopold Meier
Zauberer = Volkan Özer
Krokodil = Purzel
Räuber = Dr. Aribert Raum
Erster Akt
Kaspermusik. (tri-tra-trullala...) Der Vorhang öffnet sich.
Draußen, auf einer Landstraße.
Auftritt Kasper.
Kasper:
Ja, hallo ihr lieben Leute! Ja, seid ihr denn auch alle da?
Publikum:
Jaaaaa.
Kasper:
Ich muss euch unbedingt was erzählen. Mir ist heute sowas blödes passiert, kann ich euch sagen. Ach, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Interessiert euch das überhaupt?
Publikum:
Jaaaaa.
Kasper:
Ja, also, dann fang ich einfach mal an. Ihr wisst bestimmt, dass ich bei Siggi König in der Videothek arbeite, oder besser: gearbeitet habe. Denn das ist leider auch schon das Problem. Siggi hat mich entlassen - er musste, sagt er. Weil ich die Pornofilme falsch einsortiere - sagt er. Ist das nicht traurig, Leute? Wovon soll ich jetzt mich und die Oma ernähren? Ach, die arme, alte Oma. Ich weiß gar nicht, wie ich ihr das erklären soll. Alleine traue ich mich nicht nach Hause. Wenn doch wenigstens der Pezi hier wäre. Wisst ihr vielleicht, wo der Pezi steckt?
Publikum:
Neiiiiin.
Kasper:
Wenn ihr mir helfen würdet, den Pezi zu finden, das wäre wirklich nett von euch. Guckt doch mal herum, ob ihr ihn irgendwo sehen könnt. Vielleicht da hinten in der Ecke oder hier zwischen den Stühlen? Nein? Noch besser ist: Wir rufen ihn alle zusammen ganz laut, dann kommt er bestmmt. Wollt ihr das für mich tun?
Publikum:
Jaaaaa.
Kasper:
Das ist toll. Also, dann jetzt eins, zwei, drei: Peeeziii, Peeeziii, Peeeziii!!!
Auftritt Pezi
Pezi:
Jö, Kasperl! Was ist denn hier los? Uiiii, die vielen Leute, jö, warum rufen denn die so laut nach mir?
Kasper:
Ach, Pezi! Was für ein Glück, das du da bist! Ich hab solche Sorgen, Pezi. Du musst mir unbedingt helfen.
Pezi:
Jö, was ist denn passiert, Kasperl? Du bist ja ganz aufgeregt.
Kasper:
Stell dir vor, der Siggi, der hat mich entlassen.
Pezi:
Krawuzi Kapuzi! Uiiii, Entlassen? Uiiii, Der Siggi? Uiiii, Dich?
Kasper:
Ja, sag ich doch. Bist du blöd?
Pezi:
Uiiii, blöd? Ja, aber, aber warum denn nur? Du bist doch so ein netter Kerl...
jö, da wird die Oma aber schimpfen...
Kasper:
Pezi, halt die Klappe, oder die Zähne fliegen! Hör mir gut zu: Wir beide gehen jetzt zusammen zur Oma und erzählen ihr, was passiert ist. Das heißt: ich rede. Du sagst nur was, wenn du gefragt wirst, verstanden?
Pezi:
Gut, wenn du meinst.
Kasper und Pezi ab. Pezi jammert herum.(so ein Unglück, etc.)
Der Vorhang schließt sich
Zweiter Akt
Man hört laute Marschmusik Der Vorhang öffnet sich.
Oma's Haus. Oma sitzt im Lehnstuhl und dirigiert.
Auftritt Kasper und Pezi
Pezi: (ruft)
Oma, Oma, der Kasperl ist gefeuert! Und ihr müsst aus dem Haus ausziehen, weil er die Raten für den Kredit jetzt nicht mehr zahlen kann! Und du sollst dich nicht so anstellen, eine kleinere Wohnung tut's auch!
Oma:
Wat is? Ausziehen? Wat soll denn der Driss? Ich zieh hier janz bestimmt nit aus, un wenn ihr zwei Sackjesichter denkt, ihr krischt mich hier raus, dann habter euch jetäuscht! Kasper, komm ma sofort hier hin! Stimmt dat etwa?
Kasper:
Ja, Oma. Der Pezi hat Recht. Ich wollt's dir ja ein bisschen schonender beibringen....(er schubst Pezi grob )...aber es stimmt leider.
(spricht gedämpft zum Publikum:)
Der Pezi, der ist ein solcher Idiot. Wer so einen Freund hat, der braucht echt keinen Feind mehr. Aber psssst...
Oma:
Lass den Pezi in Ruhe, du Blötschkopp! Dat is ein juter Jung. (streicht Pezi über den Kopf) Und außerdem kann der nix dafür, dat du zu faul zu arbeiten bis.
Kasper: (zum Publikum)
Und dafür, dass er so doof ist , kann er auch nichts...
Oma: (schlägt Kasper mit dem Krückstock)
Jetzt reicht et aber langsam, mein lieber Herr Gesangverein. Meine Ohren sin zwar nit mehr dat, wat se mal waren, aber dich hör ich immer noch jut jenuch.
Pezi:
Jö, Oma, so schlag doch den Kasperl nicht gleich! Ist doch nicht seine Schuld.
Oma: (zum Publikum)
Vor allen Dingen nit. Dat wird der hundertprozentich selber Schuld sin, wie immer. Dem dürfter kein Wort jlauben, dat war schon als Kind ne Lüchpitter. Der hat meine Pralinchen jefressen, und wollt mir dann weismachen, dat wären de Ähliens jewesen.
Kasper:
Erzähl den Leuten doch nicht so peinliche Sachen, Oma. Lass uns lieber mal darüber nachdenken, was wir jetzt machen sollen.
Pezi: (hüpft herum)
Oma, Oma, Oma....ich hab eine tolle Idee! Uiii, uiii, uiii, ist das eine tolle Idee!
Kasper:
Klappe, Pezi!
Oma: (hebt den Krückstock)
Kasper:
Ja, mein lieber Pezi? Was hast du denn für eine Idee?
Pezi: (hüpft herum und klatscht in die Hände)
Kasperl, Kasperl, uiii, uiii, uiii, ist das toll! Oma, Oma, Oma, Oma !
Oma: (hebt wieder den Krückstock)
Pezi:
Oma, Oma, Oh....
(zum Publikum) Krawuzi Kapuzi, alter Schwede! Jö, meint die jetzt mich? Der Kasperl ist doch der, der immer eins auf die Mütze kriegt. Ich doch nicht.
Oma: (zeigt den Stock erneut)
Pezi:
Möglicherweise solltet ihr in Betracht ziehen, die beiden ungenutzten Räumlichkeiten in der oberen Etage zeitweise gegen Bezahlung in Pacht zu geben.
Oma:
Wat hatter jesacht?
Kasper:
Wir sollen Opa's Zimmer vermieten.
Oma: (schlägt Pezi mit dem Krückstock)
Der Vorhang schließt sich
Dritter Akt
Der Vorhang öffnet sich.
Oma's Haus. Oma hält einen Zettel in der Hand. Kasper und Pezi haben beide den Kopf verbunden.
Kasper:
Ach, Oma, ich bin so froh, dass du es dir doch noch anders überlegt hast. Das wird sicher recht lustig mit einem Untermieter. Hast du die Annonce schon fertig?
Oma.
Jau.
Kasper:
Dann lies doch mal vor.
Oma:
Na jut. Also, hört zu. Et jeht los:
Nette Omma mit zwei Enkeln, einer etwas haarich, sucht ehrlichen Untermieter mit Familiensinn. Keine Paselacken!
Pezi:
Jö, Oma, was sind denn Paselacken?
Oma:
Dat sind welche, die kommen mit nem Planwagen aus der Walachei, massakrieren Schafe in der Küche und alle ham Kopftücher an.
Pezi:
Wer, die Schafe?
Oma:
Mach mich jetzt nit wild, Pezi!
Kasper:
Also, ich weiß nicht, ob man das so schreiben sollte, Oma. Darf ich einen anderen Vorschlag machen? Wie wär's denn damit:
Freundliche alte Dame und zwei nette Mitbewohner, suchen ehrlichen Untermieter mit Familiensinn.
Oma.
Und?
Kasper:
Und was?
Oma:
De Paselacken! Wat is mit de Paselacken?
Kasper:
Das geht doch nicht, Oma. Sowas kann man zwar denken, aber doch nicht schreiben.
Pezi:
Ich weiß was, ich weiß was:
Oma, Kasperl und Pezi - alle nett- suchen ehrlich einen Untermieter. Keine Schafe.
Kasper:
Wie war's mit: Keine Fremden?
Pezi:
Uiii, einer, den wir schon kennen.
Kasper:
Quatsch. Ich mein eben, es soll keiner hier einziehen, der nicht so ist, wie wir. Keiner, der nicht von hier stammt.
Pezi:
Aber die Oma ist doch auch nicht von hier.
Oma:
Dat is wat anderes.
Pezi: (sieht sich seine behaarten Arme an)
Schau, schau, aber wie sind wir denn?
Kasper:
Ja, so wie wir eben sind. Sauber, ordentlich, fleissig, und immer korrekt. Das weiß doch jeder.
Pezi:
Jö, jetzt verstehe ich, Kasperl. Fremde sind dreckig, schlampig, faul, und machen alles falsch. Und darum wollen wir sie auch nicht haben.
Oma:
So ähnlich. Können wer jetzt endlich die Annonce aufjeben, oder wie lang soll dat noch dauern? Bis ihr zwei mal fertich seid, is Weihnachten. Meinetwejen schreibt, wat ihr wollt, Hauptsache et passiert wat.
Kasper:
Gut, Oma. Dann machen wir uns mal auf den Weg. Komm, Pezi, wir holen noch die Gretl von der Arbeit ab.
Pezi: (zum Publikum)
Uiii, uiiii, uiiii, Leute! Habt ihr die Gretl schon kennengelernt? Jö, das ist vielleicht eine Nummer. Oma sagt immer, die Gretl ist so blöd wie ein Roggenbrot, aber ich finde das nicht. Andererseits kenn ich jetzt auch kein Roggenbrot persönlich......
Kasper und Pezi ab.
Der Vorhang schließt sich
Vierter Akt
Man hört Musik: 'Pitbull feat. Dominic / Pump it up'. Der Vorhang öffnet sich.
Gretl steht vor dem Friseurladen, in dem sie arbeitet. Sie ist stark geschminkt und hat eine toupierte Langhaarfrisur.
Gretl:
Boa eye, ich steh mir hier echt die Beine in den Bauch. Das ist sowas von uncool. Drei Uhr hat der Kasper gesagt - und wie spät ist es? Fünf nach drei! Eye, was glaubt der, wer ich bin? Is der behindert?
Auftritt Volkan Özer (Arbeitskollege von Gretl)
Volkan:
Was ist los, Margarethe, ist dein Kasper noch nicht aufgetaucht?
Gretl:
Eye, mach dich vom Acker, Volkan! Ich kann das sowas von nicht ab, wenn mich einer Margarethe nennen tut. Hast du nix zu tun, da sitzen doch noch Kunden im Laden?
Volkan:
Nur die Frau Schickel mit den Strähnchen. Ich muss ja nicht die ganze Zeit daneben stehen. Hör mal, der Kasper sucht doch einen Untermieter, oder? Meinst du, dass er mich eventuell nehmen würde? Ich suche nämlich schon länger was neues, meine Wohnung ist viel zu groß und viel zu teuer. Weißt du, wie hoch die Miete ist?
Gretl:
Nö, keine Ahnung. Kann aber nicht viel sein. Sind ja nur zwei kleine Zimmerchen. Aber dir ist schon klar, dass da noch die hirnamputierte Omma wohnen tut, ne? Die ist sowas von uncool, boah, eye! Da fällt dir echt nix mehr ein.
Volkan:
Na ja, so schlimm wird es schon nicht sein. Ist doch nur eine alte Frau. In der Türkei wohnen viele mit den Eltern und den Großeltern zusammen, die sind nicht so isoliert wie hier.
Gretl:
Also, Kasper's Omma sollte auf alle Fälle isoliert werden. Am besten inne Gummizelle!
Auftritt Pezi
Pezi:
Hallo Gretl. Du, der Kasperl musste schnell zur Heimat-Zeitung, die Annonce aufgeben, weil die gleich Feierabend machen. Jö, siehst du aber heute wieder fesch aus, uiii, uiii, uiii!
Gretl:
Danke, Liebelein. Das ist übrigens der Volkan Özer, mein Arbeitskollege. Der sucht ein Zimmer, wieso nehmt ihr den nicht als Mieter? Wär doch echt krass. Den kenn ich schon hammerlange.
Pezi: (zum Publikum)
Jö schau, warum eigentlich nicht? Wenn die Gretl den kennt, ist er ja kein Fremder. Da braucht der Kasperl gar nicht weiter suchen. Jö, wird der sich freuen!
Pezi:
Das ist wirklich eine ganz, ganz dolle Idee. Möchtest du gerne bei uns wohnen, Volkan?
Volkan: (lacht)
Moment, moment! Musst du das nicht zuerst mit dem Kasper und eurer Oma besprechen? Ab wann könnte ich denn überhaupt einziehen?
Pezi:
Ab sofort, seit der Opa weg ist, hat da nie mehr einer gewohnt. Kannst die Gretl fragen.
Gretl:
Stimmt, eye. Seit der Alte den Abgang gemacht hat, steht die Bude leer.
Volkan:
Was meinst du denn, Gretl? Soll ich das machen? Ich würde schon wirklich gerne. Haben die nicht sogar einen Garten?
Gretl:
Musst du selber wissen. Gucks dir einfach an. Eye, da hinen kommt der Kasper angedackelt. Boah, der kann sich jetzt echt warm anziehen. Kein Typ lässt mich so lange warten, ohne auf die Mütze zu kriegen. Haut ihr ruhig ab, ich mach den Laden zu.
Petzi:
Komm, Volkan, nix wie weg hier! Gleich gibt's Ärger, uiii, uiii, uiii!
Petzi und Volkan ab
Der Vorhang schließt sich.
Fünfter Akt
Man hört wieder Marschmusik. Der Vorhang öffnet sich.
Oma und Kasper sitzen auf dem Sofa.
Oma:
Bisse sicher, dat der Pezi ne nette Mann ausjesucht hat? Wann kommt der denn endlich, wollt der nit schon längs da sein? Hat auch en Haustier, sagt der Pezi. Tiere hab ich ja eijentlich janz jern. Wehe, dat is son Hännesjen, dat die Miete nit bezahlen kann...
Kasper:
Ach, ich glaube..
Oma: (unterbricht Kasper)
Halt du dich bloß geschlossen, du Mömmesfresser! Auf deine Annonce hat sich ja keiner jemeldet, da wirste wieder nen schönen Driss zusammengeschrieben haben. Hättmer jetz nit den Typ vom Pezi, ständen wer janz schön blöd da.
Kasper. (zum Publikum)
Au weia, Leute. Was mach ich denn jetzt bloß? Wenn die Oma merkt, dass das ein Türke ist, ist die Hölle los. Wenn die Gretl nicht so sauer auf mich gewesen wär, hätt ich ihr doch nie versprochen, den Volkan bei uns einziehen zu lassen.
Es klingelt an der Türe.
Oma:
Na los, mach auf, oder bisse jelähmt?
Kasper öffnet. Auftritt Volkan und Krokodil.
Volkan:
Guten Abend zusammen. Ich freue mich, Sie kennenzulernen. Das ist mein Purzel, der tut nichts.
Purzel hächelt laut und hüpft auf die Oma zu.
Oma: (schreit)
Hilfe, der frisst mich! Wat is dat denn für ein Viech?
Purzel schmiegt sich an Oma und macht lustige Geräusche.
Volkan:
Bei Fuß, Purzel. Böser Purzel!
Oma: (streichelt Purzels Kopf)
Ach, is schon jut. Scheint en janz nettes Tierchen zu sein.
Purzel hächelt und nickt mehrmals heftig. Dann hüpft er zu Kasper, der aber sofort zurückweicht.
Oma:
Na, dann kommen se doch ersma richtich rein, Herr Purzel. Der Angstschisser hier is mein Enkel, aber den kennen se ja schon, oder nit?
Volkan:
Doch, den Kasper kenne ich schon länger. Ich heiße übrigens nicht Purzel, sondern ....
Kasper: (unterbricht Volkan)
Ötzi heißt er, Volker Ötzi.
Oma: (spielt mit Purzel)
Ach, dat is ja lustisch. Wie der aus dem Eis?
Volkan: (zum Publikum)
Ötzi? Eis? Ich kenne nur Urmel aus dem Eis.
Kasper:
Ja, genau, Oma. Kann der nette Herr Ötzi die beiden Zimmer denn jetzt haben?
Oma:
Sicher dat. Wenn se wollen, können se mit dem Purzelchen jerne bei uns einziehen. Man is ja kein Unmensch.
Volkan:
Danke, Kasper's Oma. Das ist wirklich nett von Ihnen.
Oma:
Nenn mich Omma, Jung. Dat machen alle.
Volkan:
Danke, Omma.
Kasper und Volkan ab. Purzel bleibt bei der Oma.
Der Vorhang schließt sich
Sechster Akt
Man hört Musik (Walkürenritt von Richard Wagner). Der Vorhang öffnet sich.
Vor dem Haus des Nachbarn. Dr. Aribert Raum schießt mit einem Luftgewehr auf Vögel. Es knallt einigemale.
Auftritt Polizist Meier
Meier:
Dr. Raum, was machen sie denn da? So hören sie doch auf!
Dr Raum: (schießt noch einmal)
Gesocks! Alles Gesocks! Will meine Kirschen fressen - aber nicht mit mir! Wahrlich, nicht mit mir!
Meier:
Wenn sie noch einmal schießen, Dr. Raum.....
Dr. Raum:
Ja, ja, hab schon verstanden. Das brave Volk wird unerbittlich gegängelt, Jahr für Jahr müht es sich ab, um seinen Acker zu bestellen, und wofür? Damit irgendwelche sorglosen Bananenpflücker kommen und sich hier ein leichtes Leben machen. Aber jetzt zu ihnen, Meier. Stehen sie locker. Ich habe sie kommen lassen, damit sie diese Schädlinge von gegenüber unter die Lupe nehmen. Irgendetwas stimmt bei denen nicht.
Meier:
Was soll denn da nicht stimmen? Da wohnt seit ewigen Zeiten die Oma mit ihren zwei Enkeln. Die sind doch völlig harmlos.
Dr. Raum: (hebt theatralisch einen Arm)
Nein, nein, nein, nein, mein guter Meier. So war es, aber so ist es nicht mehr. Gefahr ist im Verzuge.Wenn wir nicht schnell und gründlich handeln, ist es zu spät. Der Feind ist da, aber ich, Dr. Aribert Raum, werde dafür sorgen, dass diesem Wolf im Schafspelz das Lachen vergeht.
Meier:
Jetzt übertreiben sie mal nicht. Was ist denn überhaupt passiert?
Dr. Raum:
Was passiert ist? Das will ich ihnen sagen. Heute morgen, pünktlich 7 Uhr 30 wie jeden Morgen, trete ich vor das Haus, um die Flagge zu hissen. Und als ich so dabei bin, da sehe ich doch plötzlich, dass dieser Wicht, der neuerdings dort wohnt, ebenfalls vor dem Haus steht und salutiert. Und dabei grinst er mir unverschämt ins Gesicht.
Meier: (versucht, ein Lachen zu unterdrücken)
Dr. Raum:
Reißen sie sich zusammen, Meier. Wo ist ihr Stolz geblieben? Ich habe einflussreiche Freunde im Stadtrat, die werden das nicht komisch finden. Eine Schande ist das.Wenn der einer von uns ist, dann heiße ich Izhaak. Lassen sie sich seinen Ausweis zeigen, dann werden sie sehen, dass ich, wie immer, recht habe.
Meier:
Und mit wecher Begründung sollte ich das tun, Dr. Raum? Ich kann mir nicht ohne Grund von jedem den Ausweis zeigen lassen - salutieren und grinsen ist nicht verboten. Mit dem Luftgewehr im Vorgarten herumballern schon.
Dr. Raum:
Das wird ihnen noch leid tun, Soldat. Wenn sie mir nicht helfen wollen, muss ich mir eben selber zu meinem Recht verhelfen. Mein felsenfester Glaube an die Wahrheit wird mich führen. Von ihnen hätte ich etwas mehr Voraussicht erwartet, mein guter Mann. Vielleicht wissen sie es nicht, aber ich habe auch heute noch ausgezeichnete Verbindungen zu den richtigen Leuten in den richtigen Positionen. Denken sie darüber nach.
Meier:
Auf Wiedersehen, Dr. Raum.
Polizist Meier ab
Dr. Raum: (zum Publikum)
Was starrt ihr mich an? Habe ich nicht das Recht, den falschen Autoritäten dieses Staates meinen Respekt und meine Achtung zu versagen? Ist es nicht meine deutsche Pflicht, unser Land von Unrat und Schmutz zu befreien? Was?
Publikum:
Neiiiin
Dr. Raum:
Was seid ihr für vaterlandslose Gesellen! Ausmerzen sollte man euch, genau wie diese landfremden Elemente, die unsere Macht untergraben wollen.
Dr. Raum: ( zielt mit dem Luftgewehr auf das Publikum und schießt ein paarmal.)
Gesocks! Alles Gesocks!
(Knallkörper explodieren hinter dem Publikum)
Der Vorhang schließt sich.
Siebter Akt
Man hört türkische Marschmusik. (Der türkische Marsch?) Der Vorhang öffnet sich.
Oma's Haus. Oma und Volkan sitzen am Tisch und spielen Karten. Purzel liegt schnarchend auf dem Sofa.
Auftritt Polizist Meier
Oma:
Och, guck mal, Ötzi, mir ham Besuch. Die Gendarmerie is da! Wie jeht et dir denn, Poldi? Hasse dat Böse im Jriff?
Meier:
Nabend, zusammen. Entschuldigung, dass ich einfach so reinplatze, aber die Tür stand offen.
Oma:
Ja, ja, schon jut. Du bis uns immer willkommen. Dat is übrijens mein neuer Mieter, der Herr Ötzi. Is irjendwat passiert oder willste mich nur besuchen?
Meier:
Tja, also, eigentlich bin ich dienstlich hier..., und eigentlich geht es um deinen neuen Mieter.
Volkan:
Siehst du, Omma. Hab ich doch gleich gesagt. Der Fascho von gegenüber hat sich über mich beschwert, stimmt's?
Meier:
Stimmt. Äh, ich meine, der Herr Dr. Raum hat sich über sie beschwert.
Oma: (zum Publikum)
Jetz jeht dat schon wieder los. Als ich den Pezi aufjenommen hab, da hat der Bekloppte dat arme Kind monatelang nit in Ruh jelassen. Anonyme Briefe hatter jeschrieben, wo drinstand, dat der Pezi en Bär wär, un jarkein Mensch. Also, ehrlich! Als ob ich dat nit selber wüsst. Ich bin ja nit blind. Ich hab dann zurückjeschrieben, der Pezi wär aber en Braunbär, un da hatter dann Ruhe jejeben.
Oma:
Der soll sich mal nit ins Hemd machen. Ich red mit ihm.
Volkan:
Mit solchen Leuten kann man nicht reden, Omma.
Oma: (zeigt den Krückstock)
Ich hab ja auch nit jemeint, dat ich 'nur' rede. Sonst nochwat, Poldi? Wir wolln nämlich weiterspielen. Ich jewinne jrade.
Meier:
Nein, eigentlich nicht. (er pfeift die Melodie von 'Der dritte Mann') Schönes Wetter heute, nicht wahr? Woher kommen sie eigentlich, Herr Ötzi? Ich meine, nur so aus Interesse. Wo sind sie geboren?
Volkan:
In Wien.
Meier:
Ach, tatsächlich? (pfeift weiter) Und ihre Eltern, kommen die auch aus Wien?
Oma:
Erstens jeht dich dat nen feuchten Driss an, un zweitens solltest du dich wat schämen, für den Blötschkopp den Spitzel zu machen. Dat erzähl ich deiner Mutter, die wird dir ne Tracht Prüjel verpassen, die sich jewaschen hat. Und jetz mach, dat du nach Hause komms, aber zack zack!
Polizist Meier ab
Der Vorhang schließt sich.
Achter Akt
Man hört Musik: "David Guetta feat. Akon / Sexy Bitch". Der Vorhang öffnet sich.
Kasper und Gretl stehen vor dem Friseurladen.
Gretl:
Boah eye, was habt'n ihr eurer Omma für einen Scheiß erzählt, Alter? Ich könnt mich echt beömmeln vor lachen. So verkalkt ist die Olle jetzt auch noch nich, dass die sowas glauben tut.
Kasper:
Ja, ja, ja! Hinterher ist man immer schlauer.
Gretl:
Und der Volkan, der macht da auch noch mit. Wo der doch sonst immer so hammeranständig ist! Ihr seid vielleicht drei Hirnis, ich glaub's echt nich, eye.
Kasper:
Was für ein Glück, dass du so intelligent bist, Gretl.
Gretl: (zum Publikum)
Boah! Soll ich ihm jetzt direkt eine donnern - oder erst später, wenn's keiner sieht?
Publikum:
?
Gretl:
Eye, pass mal auf, Alter, was du sagst. Noch so'n Gag und ich mach dich Krankenhaus! Du arbeitsloses Gesocks, du!
Kasper: (gelangweilt)
Ah, ja.
Kasper: (zum Publikum)
Kann mir einer von euch sagen, warum ich damals nicht die Prinzessin zum Eis essen eingeladen hab, sondern die Gretl?
Publikum:
Nein.
Kasper:
Dann geht es euch wie mir.
Auftritt Dr. Aribert Raum. Er trägt ein Geschenk-Päckchen mit Schleife.
Dr. Raum:
Grüß Gott, Fräulein Gretl. Wie hübsch sie heuter wieder aussehen, nur einem Einfaltspinsel würde das nicht auffallen. Haben sie vielleicht einen Moment Zeit für mich?
Gretl: (schiebt den Kasper zur Seite)
Ja, klar, Herr Doktor. So lange sie wollen. Der Typ hier wollte sowieso grade den Abgang machen.
Dr. Raum:
Das hört man gern. Ich habe nämlich etwas wichtiges unter vier Augen mit ihnen zu besprechen. Außerdem habe ich ein Geschenk für sie.
Gretl:
Sie sind so nett, boah eye!
Kasper:
Aber ich wollte noch gar nicht gehen.
Dr. Raum:
Sind sie nicht der Kaspar aus dem Morgenland, junger Freund? Oder etwa der Melchior?
Kasper:
Kasper, mit E.
Gretl:
Mit E, ohne E, bla, bla... mach dich jetzt vom Acker, Kasper. Siehst du nicht, dass ich beschäftigt bin, eye?
Kasper:
Ich bin ja schon weg.
(zum Publikum):
Wenn das mal gutgeht...
Kasper ab.
Der Vorhang schließt sich.
Neunter Akt
Der Vorhang öffnet sich.
Oma und Volkan im Garten. Purzel spielt.
Volkan:
Hör mal, Omma, es gibt da etwas, dass ich dir erzählen muss. Ich wollte es dir schon lange sagen, aber wenn man erstmal mit der Lügerei angefangen hat, ist es schwer, wieder die Kurve zur Wahrheit zu kriegen.
Oma:
Schnell, mein Taschentuch, mir kommen jleich die Tränen.
Purzel: (jault im Schlaf)
Oma:
Unjefähr so.
Volkan:
Es tut mir leid, aber ich heiße gar nicht Volker Ötzi.......
Auftritt Pezi: (will sofort wieder gehen, als er merkt, worüber gesprochen wird)
Uiii, uiii, uiii...........Krawuzi Kapuzi! Und Tschüß!
Oma:
Hierjeblieben, oder et scheppert!
Pezi:
Ich bin unschuldig, ich bin unschuldig! Jö, der Kasperl hat mich gezwungen. Er hat gesagt, er haut mir auf die Nase, wenn ich nicht mitmache. Du musst mir glauben, Omalein! Uiii, uiii, uiiiiii!
Volkan:
Ja, das stimmt. Pezi kann überhaupt nichts dafür. Er wollte dir von Anfang an....
Oma: (unterbricht Volkan)
Klappe halten, hinsetzen un die Lauscher spitzen! Ich sach dat jetz nur einmal.
Oma:
Ihr solltet euch wat schämen, ne hilflose alte Frau anzulüjen.
Purzel: (schnüffelt aufgeregt grunzend unter dem Tisch herum)
Oma:
Wat sucht dat blöde Viech denn jetz da unten?
Volkan:
Der sucht die hilflose, alte Frau, glaube ich.
Oma: (schlägt Purzel einmal leicht mit dem Stock auf den Kopf, worauf dieser kurz quiekt und dann stillsitzt)
Oma:
Wo war ich? Also, ihr solltet euch wat schämen, ne hilflose alte Frau anzulüjen, un dann noch so stümperhaft. Meint ihr, ich wär dämlich?
Pezi, Purzel und Volkan schütteln heftig den Kopf.
Oma:
Ach nä? Un warum erzählt ihr mir dann sonen Quatsch?
Pezi, Purzel und Volkan zucken heftig mit den Achseln.
Oma:
Soll ich jetz raten, wie du wirklich heißt, du Rumpelstilzchen? Muss ich nit, weiß ich nämlich schon. Die Gretl hat et mir jesacht, zwar nit janz freiwillich, aber immerhin.
Volkan:
Und du hast mich trotzdem hier wohnen lassen, Omma? Wir dachten, du hast was gegen Ausländer.
Oma:
Hab ich nie behauptet.
Pezi:
Jö, Oma, aber was ist denn mit den Paselacken?
Oma:
Paselacken sin doch keine Ausländer, du Döskopp! Jedenfalls nit immer. Paselacken sin Drecksknüssel, die die janze Bude demolieren un alles verhuddeln lassen.
Pezi: (zum Publikum)
Schau, schau, aber war da nicht noch irgendwas mit Schafen und Kopftüchern? Habt ihr das nicht auch ein wenig anders in Erinnerung, liebe Leute?
Publikum:
Jaaaa.
Oma:
Is ja jut, is ja jut! Wat ich jesacht hab, dat is nit wahr. Der Volkan is en janz netter Jung un ich bin froh, dat der bei uns wohnt. Auch wenn mer schon so alt is wie ich, weiß mer trotzdem noch lang nit alles. Et tut mir leid.
Volkan:
Mir tut es auch leid, dass wir dich angelogen haben.
Pezi:
Jö, und mir erst, Oma. Meine liebe, gute Oma.
Alle umarmen sich.
Auftritt Dr. Aribert Raum mit dem Luftgewehr. Er schießt in die Luft, worauf alle erschrocken zurückweichen.
Dr. Raum:
Ich habe euch durchschaut, ihr Heuchler! Die Kräfte des Untermenschentums haben das Terrain erobert. Die Vorsehung hat mir schwere Prüfungen auferlegt, aber ich weiß, was ich zu tun habe!
Dr. Raum zielt auf Volkan und schießt. Pezi springt dazwischen, wird getroffen, fällt um und bleibt liegen.
Oma:
Mein Pezi!
Der Vorhang schließt sich.
Zehnter und letzter Akt
Man hört Musik (Trauermarsch von Chopin) Der Vorhang öffnet sich.
Kasper und Oma stehen auf dem Friedhof vor einem Grab.
Kasper:
Traurig, traurig...
Oma:
Traurich, dat der nit früher en Herzkasper jekricht hat.
Kasper: (kichert)
Lass meinen Namen aus dem Spiel, Oma. Damit hatte ich nix zu tun.
Beide lachen gedämpft, aber dreckig.
Auftritt Volkan und Pezi. Pezi hat die Schulter verbunden. Volkan stützt ihn.
Pezi:
Jö, woran ist der Dr. Raum denn nun gestorben?
Oma:
Dat war Herzversagen aus Bejeisterung über den 'Endsiech'. Zum Jlück hatter nit richtich jetroffen. Selbs zum Schießen warer zu blöd.
Volkan:
Das war vielleicht ein Bild, Mann. Erst drückt er ab, und dann kippt er einfach vornüber und ist tot.
Oma:
Voll mit der Visage in dat Jedrissen issser jeklatscht.
Alle lachen dreckig.
Pezi:
Können wir nach Hause gehen, Oma? Ich möcht nach Hause.
Volkan:
Ja, lasst uns gehen. Was sollen wir hier noch? Pezi muss sich ein bisschen ausruhen, damit er wieder ganz gesund wird.
Kasper:
Das ist eine gute Idee. Möchtest du den Leuten vielleicht noch etwas sagen, Pezi?
Pezi: (zum Publikum)
Liebe Kinder, liebe Leute.
Unser Spiel ist aus für heute.
Jetzt müssen wir nach Hause gehn,
und Pezi sagt "Auf Wiedersehn".
Musik erklingt (Time to say Good bye/ Bocelli)
Alle verbeugen sich. Der Vorhang schließt sich.
Ende