Mittwoch, 3. August 2011

Ein Drama.....mein Beitrag zum Stuttgarter Autorenpreis 2010



Erster Akt

( Junge Frau und deren Mutter sitzen sich am Küchentisch gegenüber, einfache, aber schöne Einrichtung, Kinderzeichnungen am Kühlschrank, gelegentlich hört man das Lachen von Kindern aus dem Nebenzimmer. Die Uhr zeigt 14:00)

Mutter:
Und, klappt es dieses Jahr endlich mit dem Urlaub? Du musst den Kindern mal was anderes bieten, als immer nur mit dir hier herumzuglucken. Das ist nicht gut für ihre Entwicklung, glaub mir...

Junge Frau:
Ich weiß noch nicht genau, ob ich frei kriege, Mutter. Könnte sein, könnte aber auch nicht sein. Außerdem muss ich das alles sowieso nochmal durchrechnen.(zögert)
Wir können uns nicht einfach eine schöne Woche in Holland machen, und anschließend kann ich dann hier die Miete nicht mehr zahlen. Das geht so nicht.

Mutter:
(seufzt) Was ist denn mit Paul? Will der denn nicht auch mal hier raus? Ihr braucht beide eine Pause, sonnst könnt ihr euch irgendwann nicht mehr sehen.

Junge Frau:
Ja, ja...... wir kommen gut klar, mach dir keine Sorgen um uns. Paul weiß, was er an mir hat, und ich weiß, was ich an ihm habe.

Mutter:
Macht er noch immer Kurzarbeit?

Junge Frau: (nickt)
Die kriegen einfach keine Aufträge mehr rein. Heute will doch jeder so billig wie möglich einkaufen, auf gute Qualität wird nicht mehr geachtet.Wenn sich da nicht bald was ändert, dann weiß ich auch nicht mehr....

Mutter:
na, komm - wird schon werden... was ist denn mit der Umschulung, hat sich da wenigstens was getan? Ich meine, nur so für den absoluten Ernstfall, falls die wirklich zumachen müssen? Wär doch vielleicht gar nicht so schlecht für ihn, nochmal von vorne anzufangen. Zu alt ist er noch lange nicht

Junge Frau:
Natürlich ist er nicht zu alt, das ist auch nicht das Problem. Das Problem ist, dass er während der Umschulung nur genauso viel Geld bekommt wie jetzt, also 67% vom normalen Lohn. Das gleiche würde er auch kriegen, wenn er arbeitslos wäre.

Mutter:
Warum bleibt er dann nicht einfach zu Hause?

Junge Frau:
Nein, das wäre nicht sein Ding. Du kennst doch Paul - seine Arbeit macht ihm wirklich Spaß und eigentlich will er auch gar nichts anderes machen. Möbeltischler war immer schon sein Traumberuf. Als der Hanno, sein Chef, überlegt hat, den Betrieb zu schließen, haben Paul und die anderen Kollegen ihn überredet, Kurzarbeitergeld zu beantragen. Die sind verrückt, sag ich dir. Die arbeiten so viel wie immer, und in der Zeit, die sie nicht mehr bezahlt kriegen, bauen sie umsonst Schaustücke für den Hanno, damit der damit Werbung für den Betrieb machen kann.

Mutter:
Jedenfalls tun sie was. Vielleicht haben sie ja Glück und es funktioniert. Verdient hätten sie es auf jeden Fall. Die machen so schöne Sachen, das ist fast schon Kunst.

Junge Frau:
(lacht) Laß das nicht den Paul hören, sonst muss ich mir wieder den ganzen Abend den Wälzer über Holzschnitzerei und Tischlerkunst in der Renaissance ansehen.

Beide lachen, dann schweigen sie einige Zeit)

Mutter:
Kommt ihr denn so einigermaßen über die Runden?

Junge Frau:
Es geht. (zögert) Normalerweise verdient Paul so um die 1600 € im Monat.
Im Moment bekommt er, wie gesagt, 67% davon. Das sind 1072 €! Toll, oder?
Sag mir, wie wir davon Miete, Heizung, Strom, Telefon, Versicherungen, Klamotten, Schulsachen u.s.w. zahlen sollen - ach, und richtig - essen sollten wir eventuell auch noch was !

Mutter:
(zuckt die Schultern) Glaub mir, wenn ich könnte, würde ich euch unterstützen, aber ich kann nicht. Mit meiner kleinen Rente ist das einfach nicht drin. Ich helfe, wo ich kann, das weißt du, aber mehr als das kann ich nicht für euch tun.

Junge Frau:
(reibt sich die Augen) Ich kann auch bald nicht mehr. Mindestens einmal im Monat muss ich zum Arzt, weil ich Probleme mit dem Rücken habe. Der sagt mir natürlich, dass ich mir einen anderen Job suchen soll. Spitzeneinfall! Vielleicht sollten wir beide eine Umschulung machen. Von meinen 800 € kriege ich dann noch 536, macht zusammen ........1608 €. Du meine Güte, und dann noch das Kindergeld dazu macht unglaubliche 1976 €! Also, wenn das bei vier Personen nicht fantastisch ist, dann weiß ich es nicht! Bill Gates ist ein Weisenknabe gegen uns!

Mutter:
Sarkasmus bringt euch jedenfalls keinen Schritt weiter. Außerdem ist Gates dieses Jahr nicht mehr der reichste Mann der Welt....sondern irgendein Mexikaner.

Beide schweigen einige Zeit. Die Uhr tickt.

Mutter:
Wieviele Stunden arbeitest du in der Woche? Zwanzig, oder?

Junge Frau:
Schön wär's. In meinem Vertrag stehen zwanzig, aber tatsächlich arbeite ich dreißig bis fünfunddreißig. Ich lass mir die Überstunden auszahlen, um wenigstens ein kleines bischen mehr Geld zu haben, aber lohnen tut sich das auf keinen Fall.

Mutter:
Wegen der Steuern?

Junge Frau:
Ja, klar. Überstunden sind, staatlich gesehen, Zusatzeinkommen und werden auch so versteuert. Und damit ich dann zusätzlich zu meinem enormen Reichtum nicht noch mehr Geld scheffele, werden dann so um die 50% Steuern abgezogen.

Mutter:
Was für ein Schwachsinn! Hast du denn wenigstens eine Steuererklärung eingereicht? Da wirst du sicher einiges vom Finanzamt wiederkriegen...

Junge Frau:
Keinen einzigen Cent.

Beide schweigen wieder

Junge Frau.
Aber es geht nicht nur uns so. Kannst du dich an die Gebutstagsparty erinnern, die wir für den Kleinen gemacht haben? Zwei der Kinder, die eingeladen waren, konnten nicht kommen, weil die Eltern kein Geld für die Bahnfahrkarte hatten. (seufzt,dann klopft sie mit der flachen Hand auf den Tisch) Ich muss langsam los, es ist schon viertel nach drei. Wenn ich zu spät anfange, werde ich nicht früh genug fertig, um die Kinder ins Bett zu bringen. Heute habe ich ein paar schwierige Patienten in der Tour, da wird es sowieso länger dauern.

Mutter:
Soll ich noch bleiben, bis Paul von der Arbeit kommt? Das macht mir nichts aus, ich könnte mit den Kindern ein bischen puzzeln oder sonstwas machen.
Mit ihren Hausaufgaben sind sie sicher gleich fertig. Ich sauge auch noch schnell Staub, wenn du nichts dagegen hast.

Junge Frau:
Wenn du Lust hast, gerne. Heute mittag hab ich es wieder nicht geschafft, und morgen wird es auch knapp. Da müssen bei Graberts die Fenster zur Straße geputzt werden und das dauert, weil die so groß sind. Aber wenn ich mich beeile, bin ich bestimmt noch rechtzeitig an der Schule. Letzte Woche Dienstag war ich zu spät, aber die Beiden sind ja nicht doof, die haben natürlich auf mich gewartet. (zögert) Trotzdem ist das kein schönes Gefühl, wenn man weiß, die Kinder stehen da und warten auf einen. Fast so, als ließe man sie im Stich....

Mutter:
(nimmt die Hand ihrer Tochter) Du läßt deine Kinder nicht im Stich. Keiner würde das je behaupten, es sind eben schwierige Zeiten. Sie sind niemals allein zu Hause, es ist immer jemand da, der sich um sie kümmert....

Junge Frau:
Du hast recht, manchmal denke ich einfach zu viel. Ich bin so froh, dass wir die Kinder haben. Irgendwann wird es wieder besser werden und dann können wir endlich all das mit ihnen unternehmen, was wir uns schon so lange vorgenommen haben. (drückt die Hand ihrer Mutter) Aber jetzt muss ich wirklich los.....ich gehe mich noch von den Beiden verabschieden und dann bin ich weg. Ich danke dir.
(steht auf )

Mutter:
Ruf mich an, wenn ihr morgen Mittag wieder zu Hause seid, ja?

Junge Frau:
Mach ich doch immer (sie verläßt den Raum)


Zweiter Akt


(Dr.Eberhard Schorf und Herr Daniel Goldbaum, beide Mitglieder des Petitionsausschusses des Deutschen Bundestages in einer Hotellobby, sie sitzen nebeneinander in zwei Loungesesseln , dazwischen ein kleiner Tisch, dahinter eine Palme, ein Kronleuchter, Laptop und zwei Handys, gehobenes Ambiente)


Herr Goldbaum:
Was machen wir denn jetzt mit dieser Grundeinkommen-Sache, Dr. Schorf? Allzuviel Zeit bleibt uns nicht mehr, bis zur Anhörung.
Sind Sie dafür oder dagegen? Schonmal darüber nachgedacht?

Dr. Schorf:
Ist das Thema denn immer noch nicht vom Tisch? Ich dachte, wir waren uns einig, das sowas nicht funktionieren kann. Herrgott, nochmal! Wenn ich nicht arbeite, hab ich kein Geld. Das ist eben so. Wir sind eine Leistungsgesellschaft.
Wer nichts leistet, der verdient eben auch nichts. Punkt.

Herr Goldbaum:
Sie können sich nicht vorstellen, das es Leute gibt, die arbeiten und trotzdem kein Geld haben? Oder sowenig, das es nicht zum Leben reicht?

Dr. Schorf:
Nein, kann ich nicht. Will ich auch nicht. (verdreht die Augen) das ist doch Kokolores. Bei uns ist heutzutage keiner wirklich arm. Gucken Sie mal in einige andere Länder, Herr Goldbaum, was glauben Sie warum die alle zu uns wollen, weil es hier so schlecht ist? Das ist doch das Paradies für die.

Herr Goldbaum:
Sie haben natürlich recht (zögert einige Sekunden)
Wissen sie, meine Putzfrau ist eigentlich Altenpflegerin .

Dr. Schorf:
Na und. Hat sie sich eben einen neuen Wirkungskreis gesucht.

Herr Goldbaum:
Dachte ich auch, hat sie aber nicht. Meine Tochter Lisa, sie können sich sicherlich an Lisa erinnern, sie war neulich auf dem Golfplatz mit von der Partie...

Dr. Schorf:
Aber ja! Lisa, ein wirklich nettes Mädchen, hat sie sich inzwischen entschieden, ob sie nach Heidelberg oder nach Tübingen geht? Ich persönlich würde ja zu Heidelberg raten. Mein Neffe hat da sehr,sehr gute Erfahrungen gemacht.

Herr Goldbaum:
Ja, danke. Nein, noch nicht. Also Lisa hat sich neulich mit Frau Staub unterhalten und dabei erfahren, das sie die Arbeit bei uns zusätzlich zu ihrer Altenpflegearbeit macht. Ich finde das...

Dr. Schorfs Handy klingelt. Er geht ran:
Ja! ja, Schatz, aber das müssen wir nicht jetzt besprechen. Ich hab zu tun....ach, ja........hmmm, wohl kaum......ja, ich weiß, du bist auch äußerst beschäftigt........ich mach mich nicht lustig......ich lege jetzt auf.

Herr Goldbaum:
(versucht, nicht allzu interessiert zu wirken) Probleme?

Dr. Schorf:
(winkt ab) Was man so Probleme nennt- wer keine hat, der macht sich welche. Als ob ich nicht genug zu tun hätte. Meine Frau findet, dass ich heute den Elternabend übernehmen sollte, damit sie zu ihrem Klangschalen-Massagekurs fahren kann.
Aber nicht mit mir! Klangschalen-Massage...wer bin ich denn, Herr Goldbaum?
Also, ich meine das jetzt wirklich nicht böse, ist ja schließlich meine Frau, aber manchmal kommt mir schon der Gedanke, dass den ganzen Tag zu Hause herumsitzen und nichts tun außer ein bischen Spülen und Staubsaugen nicht so gut für den Kopf ist. (lacht)
A propos: Wollten Sie mir nicht irgendetwas über ihre Putzfrau erzählen?

Herr Goldbaum:
Wollte ich. Also, die Frau Staub, die kommt morgens für zwei Stunden zu uns.....

Dr. Schorf:
Sind Sie zufrieden mit ihr?

Herr Goldbaum:
Wir sind sehr zufrieden......danach kümmert sie sich um ihren eigenen Haushalt, die Kinder, die Einkäufe etc., anschließend arbeitet sie von vier bis ungefähr acht als Altenpflegerin im Ambulanten Pflegedienst.

Dr. Schorf:
Warum macht sie das? Sollte sich lieber ein bischen mehr um ihre Familie kümmern. Also, für solche Frauen habe ich, ganz ehrlich kein Verständnis, Herr Goldbaum.
Wie alt sind denn die Kinder?

Herr Goldbaum:
Ich weiß nicht genau. Im Grundschulalter, nehme ich an.....

Dr. Schorf:
Na, bitte. Das macht es noch schlimmer. Kleine Kinder am Abend alleine zu Hause lassen, das ist ja wohl das Allerletzte, oder was sagen Sie?
(schnippt mehrmals mit den Fingern nach einer Bedienung)
auch noch ein Wässerchen, mein Bester? Bling, Bling? (zwinkert schelmisch)

(eine Bedienung kommt)

Dr. Schorf:
(an die Bedienung gewandt) Bringst du uns bitte noch zwei Glitzerwässerchen, Maus?

Bedienung:
Sehr gerne

Herr Goldbaum:
(zögert einige Sekunden) Ich denke nicht, dass sie das zum Spaß macht. Sie verdient einfach so wenig, dass sie und ihre Kinder davon nicht leben können.

Dr. Schorf:
(schweigt kurz und runzelt die Stirn) Das ist doch Unsinn. Ich meine, ich bin jetzt kein Altenpfleger, Gott bewahre, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass man in einem solchen Beruf so schlecht verdient.

Herr Goldbaum:
Sehen Sie! Und genau das ist der Punkt. Wir können uns vieles nicht vorstellen. Wir sind weltfremd. Was wir nicht kennen, das gibt es nicht.

Dr. Schorf:
(verärgert) Ich bin ganz sicher nicht weltfremd. Was ich schon alles gesehen habe - ich könnte Ihnen Sachen erzählen aus Hong Kong, oder aus Thailand, da würden Sie mit den Ohren schlackern, sag ich Ihnen. Mit den Ohren schlackern. Wer mich weltfremd nennt, der weiß nicht, wovon er redet, Goldbaum.
Also hören Sie mir auf damit!
Aber wie ich Sie kenne, kommen Sie mir gleich wieder mit dem Quatsch vom Bedingungslosen Grundeinkommen, richtig?

Bedienung:
(bringt das Wasser) Zum Wohl, die Herren

Dr. Schorf:
(an die Bedienung, ohne sie anzusehen) Ja, danke - und Abmarsch.
(macht eine wegwischende Handbewegung)

Herr Goldbaum:
Das ist ganz bestimmt kein Quatsch - und auch kein Grund, um aus der Rolle zu fallen.

Dr. Schorf:
Entschuldigen Sie bitte. Aber ist doch wirklich wahr, wie haben sich diese Spinner, diese Leute das noch vorgestellt? Jeder Erwachsene erhält 1500 € im Monat, und jedes Kind 1000 € ? Ohne Gegenleistung? Ohne Arbeit? Ohne Prüfung der Bedürftigkeit? Um allen Bürgern ein würdevolles Leben zu gewährleisten?

Herr Goldbaum:
(schaut überrascht auf)

Dr. Schorf:
Dachten Sie, ich habe die Petition nicht gelesen? Ich habe sie gelesen, mein Lieber, aber sie hat mich alles andere als überzeugt.........alle bestehenden Tranferleistungen, Subventionen und Steuern einstellen und als einzige Steuer eine hohe Konsumsteuer einführen? Bürokratieabbau blabla.., Verwaltungskostenreduzierung? (lacht verächtlich auf) ein würdevolles Leben....kein Mensch wird mehr arbeiten wollen, wozu auch, wenn er das Geld geschenkt bekommt?
Ein würdevolles Schmarotzertum....

Herr Goldbaum:
Von Schmarotzertum kann keine Rede sein. Kennen Sie den Satz:
"Alles, was sich güterwirtschaftlich erstellen lässt, das lässt sich auch finanzieren" von Oswald von Nell-Breuning?

Dr.Schorf:
Also, erstens denke ich wirklich nicht, dass wir gut damit beraten sind, den sozialutopischen Geistesblitzen eines Pastors zu vertrauen und zweitens: unser Bruttoinlandsprodukt betrug 2009 etwa 2,4 Billionen €, und ich glaube kaum, das wir in der Lage sind, jedem Hinz und jeder Kunz ein Grundeinkommen auszuzahlen. Rechnen Sie mir das mal vor, Herr Goldbaum. Da bin ich jetzt wirklich gespannt.

Herr Goldbaum:
sie hören mir nicht zu, Dr.Schorf. Die Einnahmen des Staates würden durch die höhere Mehrwertsteuer erheblich steigen, da sie alle entstehenden Produktionskosten schon enthält. Die Kosten würden quasi verkalkuliert. Alle Ausgaben, die dem Staat heute durch Transferleistungen wie Subventionen, Arbeitslosengeld, Rente, Kindergeld, Wohngeld, Bafög, Ausbildungsbeihilfen entstehen - und das sind etwa 750 Milliarden Euro jährlich - fallen weg. Die Aufwendungen für Bürokratie, Verwaltung, Hartz IV, Abgeordnetengehälter: gibt es nicht mehr.

Dr. Schorf:
Moment, moment! Abgeordnetengehälter? Ach, brauchen wir dann keine Regierung mehr, oder wollen Sie mich ernsthaft mit 1500€ nach Hause schicken? Sie glauben, ich rackere mich für meine Familie ab, damit wir im Endeffekt nicht mehr als 5000 Kröten im Monat zusammenkriegen? Sie sind wohl nicht ganz bei Trost. Also, wenn das so ist, können Sie auf mich bei dieser Anhörung ganz sicher nicht zählen. In der Luft zerreißen werde ich dieses arbeitsscheue Volk.

Herr Goldbaum:
Ich weiß, dass ich auf Sie nicht zählen kann. Niemand kann auf Sie zählen, abgesehen von ihrer Bank vielleicht. (steckt sein Handy in die Innentasche seines Jackets) Wissen Sie was, mein lieber Herr Dr. Schorf? Sie sind asozial im wirklichen Sinne des Wortes.
(steht auf und zupft sich bedächtig einige Flusen von der Jacke) und mit asozialen Subjekten möchte ich nicht weiter meine Zeit verschwenden. (er geht weg)

Dr. Schorf:
(ruft ihm nach) Mach dir mal nicht ins Hemd, du Bolschewist!
Vögel doch mit deiner Putze!
(verstummt, weil ihm bewusst wird, dass ihn alle anstarren.)



Dritter und letzter Akt

Der nächste Vormittag. Die Penthouse-Wohnung von Daniel Goldbaum.
Hell, großzügig, elegant eingerichtet, eine Uhr zeigt 11:15. Es ist kühl.

Herr Goldbaum:
( schließt auf, betritt die Wohnung, augenblicklich herrscht heftiger Durchzug, die Türe knallt hinter ihm zu. Er hört ein reißendes Geräusch, dann ist es still)
Lisa? Mein Gott, ist das kalt hier drin. Lisa? Frau Staub? Sind Sie das noch, Frau Staub? Es ist schon spät, müssen sie nicht........
( sieht erschrocken, dass eines der Fenster weit offen steht, der Vorhang hängt halb abgerissen herunter und flattert im Wind, ein Eimer mit Wasser steht auf dem Boden, ein Schuh liegt daneben)
........ihre Kinder abholen...(spricht leise)
Er bleibt wie erstarrt mitten im Raum stehen. Von der Straße hört man erst entsetzte Schreie, dann Polizeisirenen. Es klingelt an der Tür, aber Herr Goldbaum öffnet nicht. Er rührt sich nicht von der Stelle.


Ende

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