Das sind die Robabs. Sie
wohnen weit weg von uns auf dem linken Hügel einer kleinen Insel.
Und das sind die Blubabs. Die
leben auf dem anderen Hügel. Dem rechten.
Die Robabs und die Blubabs
sind Freunde. Wenn der Wind günstig steht, besuchen sie sich gegenseitig auf
ihren Hügeln. Und dann steppt der Bär! Würden sie wahrscheinlich sagen, wenn
sie wüssten, was ein Bär wäre. Leider gibt es auf der Insel keine Bären. Nur
grüngetüpfelte Langohrschwobbel.
„Dann steppt der
grüngetüpfelte Langohrschwobbel“ hört sich aber ziemlich bescheuert an.
Die Robabs und die Blubabs
haben ein Geheimnis miteinander. Mit wem auch sonst. Tief im Wald, wo keine
Windeln liegen und keine Rassel rasselt, haben sie vor langer Zeit den See des
großen Bab gefunden.
Der erste, der seinen Fuß in
den See setzte, oder besser seinen Hintern, denn er fiel unsanft hinein, war
ein Blubab. Was dann passierte, kann heute jedes Kind erzählen. „Mist! Mist! Ein Rie-Sen-Hau-Fen-Mist!“ schimpfte der
erschrockene Blubab, und PLOPP! Schon war es passiert:
Ein riesengroßer brauner
Haufen Mist lag neben dem See und stank vor sich hin. Seitdem gibt es das
„Misthaufenentdecker-Denkmal“. Und seitdem überlegen sich alle Babs sehr gut
was sie sagen, bevor sie das goldene Wasser berühren.
„Mehr Süßigkeiten!“ rufen sie
für gewöhnlich, oder: „Feuerwerk!“. Die Robabs wünschen sich eine
Schokoladentorte, die sie den Blubabs zum Geschenk machen. Die Blubabs zaubern
für die Robabs einen Konfettiregen vom Himmel, der sich gewaschen hat.
Natürlich gibt es hin und
wieder auch mal Streit. Wo gibt es den nicht? Meistens geht es dabei um das
Misthaufenentdecker-Denkmal, das aus völlig unerklärlichen Gründen manchmal die
Farbe wechselt. Die Robabs schwören - beim großen Bab – dass die Windel des
Entdeckers schon immer rot gewesen sei und die Blubabs vom vielen essen
vergesslich geworden wären, aber niemand glaubt ihnen.
Die
Enten müssen entscheiden!
In einer höchst feierlichen
Zeremonie werden die Enten aus ihrem Hangar geschoben und zu den Klängen der
zweistimmigen Babbelaise die Hügel hinunter aufeinander zugerollt. Wer am Schluss
die meisten heilen Enten hat, ist der Gewinner und der hat recht. Die Verlierer
müssen aufräumen.
So leben die Babs glücklich
und zufrieden auf ihrer Insel. Was sicher noch lange so geblieben wäre, wären
nicht eines Tages die netten Tanten gekommen.
„Hallo Kinderchen!“
zwitschert es über die Wellen „Bussi, Bussi!“
Blitzartig springen die Babs
in alle Richtungen davon, aber die sonderbaren Gestalten sind schon aus dem
Boot heraus und machen sich nützlich, was das Zeug hält. „Wie schaust du denn
aus, du kleiner Racker!“ piepst es schrill. Der Ton geht durch Mark und Bein. Rabber-di-Sabber spuckt Tante Hildchen in
ihr Taschentuch und wischt den verdutzten Babs so energisch über die entsetzten
Münder, dass die Backen breitgezogen werden.
„Igitt! Bääh! Pfui Spinne!“
Allgemeines Gemurmel unter den Babs. „Was muss ich hören?“ zischt Tanta
Hildchen streng und ihre Augen funkeln böse. Denn die netten Tanten sind
keineswegs nett. „Wir sind hier, um euch zu helfen. Ihr armen kleinen Würmchen
wisst nicht, was gut für euch ist. Von nun an kümmern wir uns um euch. Und zum
Beweis eurer Dankbarkeit erzählt ihr uns sofort, woher ihr das ganze nutzlose
Zeug habt…“
Wie soll man sich wehren,
wenn man knapp einen Meter groß ist und nur drei Haare auf dem Kopf hat? Also
führen sie die Tanten zum See des großen Bab. „Das gibt’s doch nicht...das
gibt’s doch nicht..“ stottert Tante Röschen und streichelt zärtlich ihren
Probewunsch, einen Klumpen Gold so dick wie ihr Hinterteil.
Mit dem knappen Hinweis, so
etwas sei nichts für gute Kinder, tätschelt man die Babs zur Seite. Im
Handumdrehen, denn die Tanten sind nicht nur „nicht nett“, sie sind auch „nicht
langsam“, stehen zwanzig oder mehr mit Wunderwasser gefüllte Flaschen am
Strand, fertig zum Abtransport. „Damit ihr euch nicht noch mehr Quatsch
wünschen müsst, das schadet nur.“ - „Ja, aber…“- Tante Hildchen spuckt in ihr
Taschentuch, worauf jeglicher Protest sofort vergessen ist.
Weil man bekanntlich auf
einem Bein nicht stehen kann, auch dann nicht, wenn es aus purem Gold ist,
beschließen die netten Tanten, nochmal wiederzukommen und den Rest auch noch zu
holen. „Und damit ihr in der Zwischenzeit ein bisschen Spaß habt, haben wir ein
paar sinnvolle Geschenke für euch mitgebracht.“ Die Babs sind gespannt.
„Eure Enten taugen nichts.“ verkündet
Tante Klärchen knapp. „Mit solchen Enten werdet ihr niemals wissen, wer
wirklich recht hat.“ Schweigen „Es gibt keinen Gewinner. Ich meine…keinen richtigen
Gewinner. Oder wollt ihr etwa gar nicht gewinnen?“ Wieder Schweigen „Aber ihr
wollt doch gute Kinder sein und uns keinen Kummer machen?“ fragt sie
hinterlistig, um den Babs ein schlechtes Gewissen zu machen. „Na, also.“ Tante
Röschen, die immer wieder gern zerfließende, wischt sich eine nicht vorhandene
Träne aus dem Augenwinkel.
Bevor die Babs so richtig
wissen, wie ihnen geschieht, stehen ein paar seltsame grüne Maschinenenten vor
ihnen. „Ihr müsst sie noch nicht mal anschieben. Drückt einfach diesen roten
Knopf auf ihrem Rücken und ab geht die lustige Panzer-Post!“ Überaus herzlich
und hastig verabschieden sich die netten Tanten und schon sind sie mit den
vollen Flaschen und einem gesäuselten „Bis bald, Jungs! Tschü-ssi!“ am Horizont
verschwunden.
Es dauert eine Weile, bis die
Babs sich an die Geschenke herantrauen. Vorsichtig gehen sie um die Enten herum
und betasten sie. Sie fühlen sich kalt an. „Drück mal!“ ruft einer
abenteuerlustig. Nichts passiert. „Drück fester! Wir drücken alle zusammen!“
Das hätte man nun besser
gelassen, denn kaum sind alle Knöpfe gedrückt, rasen die Maschinenenten mit
ohrenbetäubendem Lärm los und sind nicht mehr zu bremsen. Qualmend und stinkend
walzen sie alles platt, was ihnen in den Weg kommt. Selbst die Häuser der Babs
bleiben nicht verschont, die schönen Häuser. Das Spielzeug, die bunten Lichter,
die Schokoladentörtchen und all das andere gute Essen, alles ist kaputt.
Vier Babs werden verletzt und zwei grüngetüpfelte
Langohrschwobbel werden überfahren und sind tot.
Am nächsten Morgen ist es auf
der Insel sehr ruhig geworden. Auch die falschen Enten rühren sich nicht mehr.
Die Babs stehen traurig und ratlos herum.
„Und wer ist jetzt der Gewinner?“.
Niemand weiß eine Antwort.
„Der Robab hat sich
vollsabbern lassen!“ ruft einer der Blubabs aufgebracht und zeigt mit dem
Finger auf den kleinen Robab „…der ist schuld!“ – „Die Blubabs haben sich
bequatschen lassen! Denen kann man alles weismachen!“ Im Nu ist die Hölle los
und der Bär steppt mittendrin. Die Babs hauen sich gegenseitig die Windeln um
die Ohren, dass die Wattefetzen fliegen. „Lügner!“ – „Blödbab!“ –
„Schwobbelmörder!“ So geht das noch eine ganze Weile, bis sie endlich zu müde
werden, um sich weiter zu streiten. Außerdem ist Essenszeit und weil mit leerem
Magen nicht gut Hauen und Schimpfen ist, gehen sie erst mal zum See und
wünschen sich ein paar Leckereien. Den ganzen Tag sitzen sie zusammen.
Als es Abend wird zünden sie
das größte und bunteste Feuerwerk, das sie jemals hatten und singen dazu die
Babbelaise so laut sie können.
„Wir wollen uns etwas
wünschen, damit die Tanten uns in Ruhe lassen.“ sagt einer irgendwann und alle
stimmen ihm zu. „Etwas so schreckliches, dass sie sich nie mehr auf unsere
Insel trauen!“ – „Etwas so schlimmes, dass sie noch nicht mal in die Nähe
unserer Insel kommen wollen!“ Aber was könnte das sein? Als der Mond schon
lange am Himmel steht, haben sie einen Plan gefasst.
„Hall-ö-chen!“ klingt es kurz darauf wieder
über das Meer. Die netten Tanten lassen nicht lange auf sich warten. „Wir sind
wieder da-a!“ Tante Hildchen winkt mit beiden Armen und zeigt ihr schönstes
Pferdelächeln. „Ku-ckuck!“ Da kräuselt sich das Wasser und etwas wie eine
schuppige lange Schlange kommt hervor. „Hoppla, ich wusste gar nicht, dass es
hier…“ Es gluckst und brodelt und mit einem schmatzenden Geräusch kommt die
sabbernde Drachenente zum Vorschein.
Ihr Kopf ist so groß wie die
ganze Insel, ihr Schnabel so hart wie ein Fels, ihr Hintern tausendmal so dick
wie der von Tante Röschen und sie hat fürchterlichen Mundgeruch. Noch nie in ihrem Leben haben die netten
Tanten etwas so schreckliches gesehen.
Aber noch viel schrecklicher
ist, dass die sabbernde Drachenente nicht nur sabbert. Sie spricht auch. Und
sie zieht ein riesengroßes kariertes Taschentuch von irgendwo her. „BUS-SI!!!“ brüllt sie den Tanten so laut
entgegen, dass ihnen fast die Haare vom Kopf und die Zähne aus dem Mund
fliegen.
„RABBER-DI-SABBER!
WISCHI-WASCHI!“ Als das Ungetüm beginnt, genüsslich in sein Taschentuch zu
spucken, hört man einen Entsetzensschrei aus drei Kehlen.
Mit laut aufjaulendem
Motor rast das Schiff davon. Begleitet von schaurigem „BUSSI!“ und „TSCHÜSSI!“
Gebrüll.
Die Babs aber feiern ein
großes Fest. Nie wieder wird ihnen jemand vorschreiben, was gut und was
schlecht für sie ist. Die sabbernde Drachenente wird auf eine Größe von fünfzig
Zentimetern gewünscht und darf auf der Insel bleiben.
Sie wird von
da an nur noch „Der brabbelnde Sabberzwerg“ genannt.
ENDE