Freitag, 27. Juni 2014

Die Robabs und die Blubabs - Ein Südseedrama in Bildern



Das sind die Robabs. Sie wohnen weit weg von uns auf dem linken Hügel einer kleinen Insel.



Und das sind die Blubabs. Die leben auf dem anderen Hügel. Dem rechten.



Die Robabs und die Blubabs sind Freunde. Wenn der Wind günstig steht, besuchen sie sich gegenseitig auf ihren Hügeln. Und dann steppt der Bär! Würden sie wahrscheinlich sagen, wenn sie wüssten, was ein Bär wäre. Leider gibt es auf der Insel keine Bären. Nur grüngetüpfelte Langohrschwobbel. 



 „Dann steppt der grüngetüpfelte Langohrschwobbel“ hört sich aber ziemlich bescheuert an.


Die Robabs und die Blubabs haben ein Geheimnis miteinander. Mit wem auch sonst. Tief im Wald, wo keine Windeln liegen und keine Rassel rasselt, haben sie vor langer Zeit den See des großen Bab gefunden.


Der erste, der seinen Fuß in den See setzte, oder besser seinen Hintern, denn er fiel unsanft hinein, war ein Blubab. Was dann passierte, kann heute jedes Kind erzählen. „Mist! Mist!  Ein Rie-Sen-Hau-Fen-Mist!“ schimpfte der erschrockene Blubab, und PLOPP! Schon war es passiert:





Ein riesengroßer brauner Haufen Mist lag neben dem See und stank vor sich hin. Seitdem gibt es das „Misthaufenentdecker-Denkmal“. Und seitdem überlegen sich alle Babs sehr gut was sie sagen, bevor sie das goldene Wasser berühren.
„Mehr Süßigkeiten!“ rufen sie für gewöhnlich, oder: „Feuerwerk!“. Die Robabs wünschen sich eine Schokoladentorte, die sie den Blubabs zum Geschenk machen. Die Blubabs zaubern für die Robabs einen Konfettiregen vom Himmel, der sich gewaschen hat.
Natürlich gibt es hin und wieder auch mal Streit. Wo gibt es den nicht? Meistens geht es dabei um das Misthaufenentdecker-Denkmal, das aus völlig unerklärlichen Gründen manchmal die Farbe wechselt. Die Robabs schwören - beim großen Bab – dass die Windel des Entdeckers schon immer rot gewesen sei und die Blubabs vom vielen essen vergesslich geworden wären, aber niemand glaubt ihnen.                      
Die Enten müssen entscheiden! 



In einer höchst feierlichen Zeremonie werden die Enten aus ihrem Hangar geschoben und zu den Klängen der zweistimmigen Babbelaise die Hügel hinunter aufeinander zugerollt. Wer am Schluss die meisten heilen Enten hat, ist der Gewinner und der hat recht. Die Verlierer müssen aufräumen. 


So leben die Babs glücklich und zufrieden auf ihrer Insel. Was sicher noch lange so geblieben wäre, wären nicht eines Tages die netten Tanten gekommen. 




  


„Hallo Kinderchen!“ zwitschert es über die Wellen „Bussi, Bussi!“ 


Blitzartig springen die Babs in alle Richtungen davon, aber die sonderbaren Gestalten sind schon aus dem Boot heraus und machen sich nützlich, was das Zeug hält. „Wie schaust du denn aus, du kleiner Racker!“ piepst es schrill. Der Ton geht durch Mark und Bein. Rabber-di-Sabber spuckt Tante Hildchen in ihr Taschentuch und wischt den verdutzten Babs so energisch über die entsetzten Münder, dass die Backen breitgezogen werden. 


„Igitt! Bääh! Pfui Spinne!“ Allgemeines Gemurmel unter den Babs. „Was muss ich hören?“ zischt Tanta Hildchen streng und ihre Augen funkeln böse. Denn die netten Tanten sind keineswegs nett. „Wir sind hier, um euch zu helfen. Ihr armen kleinen Würmchen wisst nicht, was gut für euch ist. Von nun an kümmern wir uns um euch. Und zum Beweis eurer Dankbarkeit erzählt ihr uns sofort, woher ihr das ganze nutzlose Zeug habt…“
Wie soll man sich wehren, wenn man knapp einen Meter groß ist und nur drei Haare auf dem Kopf hat? Also führen sie die Tanten zum See des großen Bab. „Das gibt’s doch nicht...das gibt’s doch nicht..“ stottert Tante Röschen und streichelt zärtlich ihren Probewunsch, einen Klumpen Gold so dick wie ihr Hinterteil.





Mit dem knappen Hinweis, so etwas sei nichts für gute Kinder, tätschelt man die Babs zur Seite. Im Handumdrehen, denn die Tanten sind nicht nur „nicht nett“, sie sind auch „nicht langsam“, stehen zwanzig oder mehr mit Wunderwasser gefüllte Flaschen am Strand, fertig zum Abtransport. „Damit ihr euch nicht noch mehr Quatsch wünschen müsst, das schadet nur.“ - „Ja, aber…“- Tante Hildchen spuckt in ihr Taschentuch, worauf jeglicher Protest sofort vergessen ist.  




Weil man bekanntlich auf einem Bein nicht stehen kann, auch dann nicht, wenn es aus purem Gold ist, beschließen die netten Tanten, nochmal wiederzukommen und den Rest auch noch zu holen. „Und damit ihr in der Zwischenzeit ein bisschen Spaß habt, haben wir ein paar sinnvolle Geschenke für euch mitgebracht.“ Die Babs sind gespannt.


„Eure Enten taugen nichts.“ verkündet Tante Klärchen knapp. „Mit solchen Enten werdet ihr niemals wissen, wer wirklich recht hat.“ Schweigen „Es gibt keinen Gewinner. Ich meine…keinen richtigen Gewinner. Oder wollt ihr etwa gar nicht gewinnen?“ Wieder Schweigen „Aber ihr wollt doch gute Kinder sein und uns keinen Kummer machen?“ fragt sie hinterlistig, um den Babs ein schlechtes Gewissen zu machen. „Na, also.“ Tante Röschen, die immer wieder gern zerfließende, wischt sich eine nicht vorhandene Träne aus dem Augenwinkel.


Bevor die Babs so richtig wissen, wie ihnen geschieht, stehen ein paar seltsame grüne Maschinenenten vor ihnen. „Ihr müsst sie noch nicht mal anschieben. Drückt einfach diesen roten Knopf auf ihrem Rücken und ab geht die lustige Panzer-Post!“ Überaus herzlich und hastig verabschieden sich die netten Tanten und schon sind sie mit den vollen Flaschen und einem gesäuselten „Bis bald, Jungs! Tschü-ssi!“ am Horizont verschwunden.
Es dauert eine Weile, bis die Babs sich an die Geschenke herantrauen. Vorsichtig gehen sie um die Enten herum und betasten sie. Sie fühlen sich kalt an. „Drück mal!“ ruft einer abenteuerlustig. Nichts passiert. „Drück fester! Wir drücken alle zusammen!“ 




Das hätte man nun besser gelassen, denn kaum sind alle Knöpfe gedrückt, rasen die Maschinenenten mit ohrenbetäubendem Lärm los und sind nicht mehr zu bremsen. Qualmend und stinkend walzen sie alles platt, was ihnen in den Weg kommt. Selbst die Häuser der Babs bleiben nicht verschont, die schönen Häuser. Das Spielzeug, die bunten Lichter, die Schokoladentörtchen und all das andere gute Essen, alles ist kaputt. 
Vier Babs werden verletzt und zwei grüngetüpfelte Langohrschwobbel werden überfahren und sind tot. 



Am nächsten Morgen ist es auf der Insel sehr ruhig geworden. Auch die falschen Enten rühren sich nicht mehr. Die Babs stehen traurig und ratlos herum.                                         
„Und wer ist jetzt der Gewinner?“. Niemand weiß eine Antwort.
„Der Robab hat sich vollsabbern lassen!“ ruft einer der Blubabs aufgebracht und zeigt mit dem Finger auf den kleinen Robab „…der ist schuld!“ – „Die Blubabs haben sich bequatschen lassen! Denen kann man alles weismachen!“ Im Nu ist die Hölle los und der Bär steppt mittendrin. Die Babs hauen sich gegenseitig die Windeln um die Ohren, dass die Wattefetzen fliegen. „Lügner!“ – „Blödbab!“ – „Schwobbelmörder!“ So geht das noch eine ganze Weile, bis sie endlich zu müde werden, um sich weiter zu streiten. Außerdem ist Essenszeit und weil mit leerem Magen nicht gut Hauen und Schimpfen ist, gehen sie erst mal zum See und wünschen sich ein paar Leckereien. Den ganzen Tag sitzen sie zusammen. 


Als es Abend wird zünden sie das größte und bunteste Feuerwerk, das sie jemals hatten und singen dazu die Babbelaise so laut sie können.



„Wir wollen uns etwas wünschen, damit die Tanten uns in Ruhe lassen.“ sagt einer irgendwann und alle stimmen ihm zu. „Etwas so schreckliches, dass sie sich nie mehr auf unsere Insel trauen!“ – „Etwas so schlimmes, dass sie noch nicht mal in die Nähe unserer Insel kommen wollen!“ Aber was könnte das sein? Als der Mond schon lange am Himmel steht, haben sie einen Plan gefasst.
 „Hall-ö-chen!“ klingt es kurz darauf wieder über das Meer. Die netten Tanten lassen nicht lange auf sich warten. „Wir sind wieder da-a!“ Tante Hildchen winkt mit beiden Armen und zeigt ihr schönstes Pferdelächeln. „Ku-ckuck!“ Da kräuselt sich das Wasser und etwas wie eine schuppige lange Schlange kommt hervor. „Hoppla, ich wusste gar nicht, dass es hier…“ Es gluckst und brodelt und mit einem schmatzenden Geräusch kommt die sabbernde Drachenente zum Vorschein.




Ihr Kopf ist so groß wie die ganze Insel, ihr Schnabel so hart wie ein Fels, ihr Hintern tausendmal so dick wie der von Tante Röschen und sie hat fürchterlichen Mundgeruch.  Noch nie in ihrem Leben haben die netten Tanten etwas so schreckliches gesehen.
Aber noch viel schrecklicher ist, dass die sabbernde Drachenente nicht nur sabbert. Sie spricht auch. Und sie zieht ein riesengroßes kariertes Taschentuch von irgendwo her. „BUS-SI!!!“ brüllt sie den Tanten so laut entgegen, dass ihnen fast die Haare vom Kopf und die Zähne aus dem Mund fliegen.



„RABBER-DI-SABBER! WISCHI-WASCHI!“ Als das Ungetüm beginnt, genüsslich in sein Taschentuch zu spucken, hört man einen Entsetzensschrei aus drei Kehlen.                            
Mit laut aufjaulendem Motor rast das Schiff davon. Begleitet von schaurigem „BUSSI!“ und „TSCHÜSSI!“ Gebrüll.




Die Babs aber feiern ein großes Fest. Nie wieder wird ihnen jemand vorschreiben, was gut und was schlecht für sie ist. Die sabbernde Drachenente wird auf eine Größe von fünfzig Zentimetern gewünscht und darf auf der Insel bleiben.                                                                  
Sie wird von da an nur noch „Der brabbelnde Sabberzwerg“ genannt.





ENDE

 
 
 
 
                                           
 

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